Die Kindschaftsrechtsreform von 1998 scheint noch nicht in Sachsen angekommen zu sein.
Thomas
 

Scheidung: Leipziger Land ist Spitzenreiter in Sachsen

Borna/Geithain. Verliebt, verlobt, verheiratet -geschieden. In 453 Fällen sprachen die Familienrichter im Leipziger Land im vorigen Jahr (2003) die Scheidung aus. Sie verteilten nicht nur Hab und Gut sowie die Rentenversicherung unter den Ex-Eheleuten, sondern auch das Sorgerecht für die 271 gemeinsamen, minderjährigen Kinder. Das geht aus den neusten Daten des Statistischen Landesamtes hervor.

Erneut sind in Sachsen die Scheidungszahlen um fünf Prozent auf einen Rekordstand von 8946 gestiegen. Im Leipziger Land nahmen sie ebenfalls zu, hier stieg die Zahl sogar um 9,2 Prozent, wobei die hohen Scheidungsraten von 1999 und 2000 Geschichte sind (siehe Grafik).

Mit 30,1 geschiedenen Ehen je 10 000 Einwohner lag das Leipziger Land aber 2003 in ganz Sachsen an der Spitze. Nirgendwo trennten sich mehr Paare. Es folgte Hoyerswerda mit 29,7. Am einträchtigsten lebte es sich im Niederschlesischen Oberlausitzkreis mit 7,4 geschiedenen Ehen je 10 000 Einwohnern. Landesweit lag der Schnitt bei 20,6.

Zurzeit trennen sich vor allem die Paare, die sich um die Wende, also in den Jahren 1987 bis 1990 das Ja-Wort gaben. Von den 8946 Scheidungen in Sachsen fiel im vorigen Jahr jede fünfte Ehe in diese Kategorie. Allerdings hatten auch mehr als 1000 Paare genug voneinander, die bereits 1977 oder noch früher heirateten, also schon die Silberhochzeit hinter sich hatten.

Besonders störanfällig sind Ehen, die an den beliebten Schnapszahl-Daten wie dem diesjährigen 4.4.2004 geschlossen werden. Nach der Standesämter-Statistik halten sie im Schnitt nur drei bis vier Jahre, während an x-beliebigen Tagen geschlossene Verbindungen es bundesweit immerhin auf durchschnittlich acht bis neun Jahre bringen.

In den meisten Fällen werfen übrigens die Frauen die Flinte ins Korn. 2003 wurden die Scheidungsanträge in 60 Prozent der Fälle vom schwachen Geschlecht gestellt.

Doch Psychologen wissen, dass die Kinder die Hauptleidtragenden sind, wenn Mama und Papa nichts mehr voneinander wissen wollen. Im Leipziger Land waren im vorigen Jahr 271 Kinder betroffen.

Dietgard Oberst

Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 10. September 2004
http://www.lvz-online.de/lvz-heute/139528.html