Vor der Trennung fliegen die Tassen
Handgreiflichkeiten nicht selten / Geschiedene Väter fühlen sich unfair behandelt
Kassel (ap). Bei Paaren, die kurz vor der
Trennung stehen, sind Handgreiflichkeiten offenbar weit verbreitet. Dies
ist ein
Zwischenergebnis einer Studie zur Lebenssituation
von geschiedenen Vätern.
Diese Studie hat der Bremer Soziologe Gerhard
Amendt in Kassel vorgestellt. Von 300 anonym befragten Männern hätten
100 angegeben,
dass es kurz vor ihrer Trennung zu Handgreiflichkeiten
gekommen sei. Dazu zählten auch Schläge, sagte Amendt vom Institut
für Geschlechter-
und Generationenforschung an der Universität
Bremen.
In knapp jedem vierten Fall seien die Handgreiflichleiten
von Männern und zu 58 Prozent sogar von Frauen ausgegangen. In 14
Prozent der
Fälle gingen die Handgreiflichkeiten
von beiden aus. "Das Ergebnis hat uns sehr überrascht", sagte Amendt.
Viele Männer fühlten sich nach
solchen Auseinandersetzungen gedemütigt.
Ihnen werde oft - beispielsweise vor Gericht - nicht geglaubt, dass sie
geschlagen worden seien.
Im Frageboden sei absichtlich nicht nach
Gewalt sondern nur nach Handgreiflichkeiten gefragt worden, weil sonst
die Männer aus Scham nicht
zugegeben hätten, Opfer von Gewalt
durch Frauen gewesen zu sein. Auch wenn die Zahlen auf Angaben der Männer
beruhten, seien sie nicht
weniger galubwürdig als wenn Frauen
über Misshandlungen von Männern sprächen. "Es geht darum,
dass man versteht, was zwischen den
Paaren läuft", sagte Amendt. Nur
mit diesem Wissen können Therapeuten Paaren helfen.
In der bis zum Jahre 2003 laufenden Väterstudie
wird auch danach gefragt, warum viele Männer sich nach der Trennung
von ihren Kindern
zurückziehen. Bislang wurden 2000
Väter befragt. "Viele Väter geben an, dass sie sich unfair behandelt
fühlten", sagte Amendt. Insbesondere
treffe dies zu, wenn ihnen der Zugang
zu den Kindern verwehrt werde. Die meisten Scheidungsväter wollten
ihre Kinder nicht aufgeben. Sie
scheinen jedoch nicht in der Lage zu sein,
für die Beziehung zu ihren Kindern zu kämpfen. Viele Väter
reagierten fatalistisch und depressiv.
Warum, sei noch unklar.
Es sei am besten, wenn ein gemeinsames
Sorgerecht praktiziert werde. Dies habe eine Studie an der Fachhochschule
Nürnberg ergeben.
Danach seien nicht nur die Kinder, sondern
auch die Eltern viel zufriedener. Allein Erziehende mit alleiniger Sorge
für das Kind hätten dagegen
die Tendenz, negativer über den anderen
Elternteil zu reden und das Kind nicht zum Besuch zum Vater oder Mutter
zu lassen. Kinder würden so
vor große Konflikte gestellt, weil
sie die Eltern stets zusammengehörig sehen wollten.
www.vaeterstudie.de