Scheidung tut weh : Viele Väter müssen in Therapie

Rund jeder vierte Mann muss sich nach einer Scheidung in therapeutische Behandlung begeben. Das hat eine Studie an der Universität Bremen ergeben, für die 3.800 geschiedene Männer befragt wurden.

"Die Trennung von Familie und Kindern führt zu starken körperlichen und seelischen Problemen", sagte der Studienleiter und Soziologie-Professor, Gerhard Amendt, der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist ein Vorurteil, dass Männer sich nach der Scheidung direkt dienächste Frau nehmen, sich nicht um ihre Kinder bemühen und keinen Unterhalt zahlen wollen."

"Alle befragten Väter wollen sich gerne weiter um ihre Kinder kümmern", stellte Amendt fest. Die Studie ergab jedoch, dass jeder dritte Vater nach der Trennung keinen Kontakt zu seinen Kindern habe. Der Grund dafür liege zum einen bei den Richtern: "Sie müssen sich daran gewöhnen, dass auch Väter Kinder erziehen können", sagte Amendt.

In rund 85 Prozent der Scheidungsfälle blieben die Kinder bei der Mutter. Zum anderen seien die Hilfsangebote von Beratungsstellen und Jugendämtern zumeist auf allein erziehende Mütter eingestellt. "Die Männer werden auf Grund vieler Vorurteile oft als Täter gesehen." Sie fühlten sich isoliert und missverstanden.

Psychische Probleme bekommen laut Amendt nach der Scheidung vor allem Männer, deren Frauen in erster Linie Hausfrau und Mutter waren. "Ihnen fehlt plötzlich der Organisator ihrer Vaterrolle", sagte Amendt. Waren sie bislang "passive " Vollzeit-Väter, fühlten sie durch die neue Situation überfordert: "Auf einen Schlag sind die Männer nur noch phasenweise Vater und müssen das auch noch selber organisieren."

Einfacher sei es, wenn beide Eltern berufstätig waren und sich schon während der Ehe in gleichen Teilen um die Kinder kümmerten. "Dann ist die Organisation einer gemeinsamen Erziehung auch nach der Scheidungleichter."

Montag, 13. Oktober 2002
http://www.n-tv.de/3072229.html



 

Scheidung tut weh : Das Leid der Väter

Gesundheitliche und berufliche Probleme - keine Seltenheit bei geschiedenen Vätern. Darauf macht der Bremer Soziologie-Professor Gerhard Amendt aufmerksam.

Eine Studie habe ergeben, dass 37 Prozent der Befragten nach der Trennung von Frau und Kind an ihrer Arbeit nicht mehr interessiert seien , 33 Prozent stürzten sich dagegen geradezu in das Berufsleben. Viele Väter leiden danach darunter, dass sie zu Zahlvätern degradiert werden, die nur noch Geld abliefern, ohne etwas von ihren Kindern zu haben. Ihr Selbstwertgefühl gerate in eine schwere Krise

Kritik an der Gesellschaft

Amendt kritisierte, dass die Gesellschaft auf die Problematik nicht sensibel genug reagiere. Im Gegenteil, sie reagiere auf Scheidungsväter mit moralischen Vorurteilen: " "Es ist nicht en vogue, die Sichtweise der Männer ernst zu nehmen. " Der Wissenschaftler fordert Beratungsstellen für Väter, Psychologen in Betrieben und einen Gesundheitsbericht für Männer.

Grundlage der Studie sind 3400 Antworten einer Internetbefragung geschiedener Väter. Nach dem Schlussbericht im Sommer 2003 ist eine "Spiegelstudie" geplant, in der auch Scheidungsmütter zu Wort kommen sollen. Das Forschungsprojekt wird von einem Scheidungsvater finanziert, der anonym bleiben möchte.

Mittwoch, 8. Mai 2002