Anstieg um bis zu
20 Prozent
Immer mehr Obdachlose
Der Sparzwang vieler Kommunen und die schlechte
Lage auf dem Arbeitsmarkt drängt nach Einschätzung des Diakonischen
Werks immer mehr Menschen ins soziale Abseits: Die Zahl der Obdachlosen
steige, unter den Hilfesuchenden seien mehr junge Menschen und auch mehr
Frauen als in den vergangenen Jahren, teilte das Diakonische Werk der EKD
mit.
Rund 400.000
Menschen in Deutschland haben nach Angaben der Diakonie keine feste Bleibe
mehr, rund 20.000 leben ganz auf der Straße. Die Zahl der Obdachlosen
werde in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent steigen.
Hilfebedürftige immer jünger
"Der Altersdurchschnitt der Hilfebedürftigen
sinkt dramatisch", sagte Wolfgang Gern, Vorsitzender der Evangelischen
Obdachlosenhilfe. Waren vor zehn Jahren zumeist über 50-Jährige
auf Notunterkünfte angewiesen, seien die Betroffenen heute durchschnittlich
38 Jahre alt. Rund ein Viertel sei sogar jünger als 28 Jahre. Die
Gründe dafür sieht Gern in einer restriktiveren Jugendhilfe,
dem Mangel an Lehrstellen sowie dem Abbau geschützter Arbeitsplätze.
Immer sichtbarer im Straßenbild
würden auch obdachlose Frauen. Bundesweit wird ihre Zahl auf 2.500
geschätzt.
Überschuldung, Langzeitarbeitslosigkeit
oder Trennungskrisen führen nach
Einschätzung der Diakonie häufig in Wohnungs- oder Obdachlosigkeit.
Viele kleinere Kommunen strichen ihre Hilfsangebote in Zeiten knapper Haushalte
so zusammen, dass Betroffene in die Städte abwanderten. Metropolen
wie das hoch verschuldete Berlin könnten diese Entwicklung nicht mehr
abfedern: In der Hauptstadt bieten in diesem Winter 60 Institutionen Kältehilfe
an - im vergangenen Jahr waren es 83.
Keine "Wohlstandsinseln" mehr
Auch "Wohlstandsinseln" wie der Neckarraum
sind nach den Beobachtungen der Diakonie inzwischen von sichtbarer Armut
betroffen. In Ballungsgebieten wie München, Stuttgart, Hamburg und
im Rhein-Main-Gebiet gebe es offene Wohnungsnot. Hier könnten einkommensschwache
Haushalte die Mieten nicht mehr bezahlen.
Mit Blick auf die Zukunft geht die Diakonie
von einem weiteren Anstieg der Wohnungslosigkeit aus, weil sich der Bestand
an Sozialwohnungen weiter verringere. Die Evangelische Obdachlosenhilfe
unterhält bundesweit rund 360 Einrichtungen. Die Diakonie ist nach
eigenen Angaben der größte Anbieter von Hilfen für Menschen
auf der Straße.
Dienstag, 2. Dezember 2003
Quelle:
http://www.n-tv.de/5197354.html