Erziehungsfehler

September 1997 - Carl Dombrowski

Diese Sammlung von Erziehungsfehlern bezieht sich nicht nur auf Erziehung selbst, sondern auch auf verwandte Bereiche des Umgangs von Menschen miteinander. Sie soll in erster Linie dazu anleiten, diese Fehler nicht zu begehen. In zweiter Linie soll sie eventuell Betroffenen von diesen Fehlern die Augen darüber öffnen, damit sie sich besser dagegen wappnen können. Leider ist sie aber von ihrem Charakter her auch eine Sammlung von Möglichkeiten, Menschen negativ zu beeinflussen. Der andere Weg, nur aufzuzeigen wie man erkennen kann, wenn andere etwas tun, was einen negativen Einfluß haben könnte, ist sehr umständlich. Eine Nennung von Maßnahmen, gegen diese Fehler oder Methoden vorzugehen, erübrigt sich, weil man oft nur sagen muß, was die Person anrichtet oder welche Gefühle die Person auslöst. Das wirkt allerdings selten bei feindseligen Angriffen. Da muß man den Angreifer einfach zurück angreifen, möglichst zusammen mit Freunden und mit den gleichen Methoden, um klar zu machen, daß man sich nicht alles gefallen läßt.

Härte: Eine sehr effektive Maßnahme, einem Kind etwas beizubringen, ist, es zu bestrafen, wenn es etwas falsch macht. Das kann von einem ernsten Blick, über einen Klaps oder Liebesentzug, bis hin zu Gebrüll und Schlägen reichen. Das Problem mit dieser Methode ist, daß sie direkt im Innern des Gehirns wirkt. Wenn man sie nur intensiv genug anwendet, beeinflußt man große Bereiche des Gehirns. Das macht sich unter anderem in einer lang anhaltenden Speicherung der Erfahrung im Gedächtnis bemerkbar, aber auch eventuell in Störungen der Motorik und des sozialen Verhaltens. Dazu kommt, daß diese Methode, wenn man sie zum falschen Zeitpunkt anwendet, nicht den Kern trifft. Das Kind kann die Bestrafung nicht mit der eigentlichen Tat in Verbindung bringen, weil sie zu direkt wirkt. Statt dessen wird der Bereich getroffen, an den das Kind gerade gedacht hat, als die Bestrafung anfing. Das Gehirn will einfach nur den Fehler ausmerzen. Aber da die einzelnen Neuronen und Gehirnlappen nicht wissen, wo der Fehler liegt, werden die Bereiche verändert, die zum Zeitpunkt der Bestrafung aktiv waren, und nicht unbedigt die, die für den Fehler verantwortlich waren (selbst wenn das Kind versteht, warum es bestraft wird). Dadurch können dann richtig gelernte Bereiche getroffen werden. Wenn dies zu oft vorkommt, entwickelt das Kind Verhaltensstörungen. Wer zu harten Erziehungsmethoden greift, sollte sich immer vor Augen halten, daß er das Kind in der Tiefe seiner Psyche beeinflußt, und deswegen auch für sämtliche psychischen Probleme des Kindes verantwortlich ist. Viele Eltern benutzen die zerstörerische Kraft von harten Erziehungsmethoden, um das Kind zu einer Verhaltensänderung zu zwingen, ohne es direkt zu beeinflussen. Ich persönlich sehe allerdings keine Vorteile darin, zufällige Veränderungen zu bewirken, um eine bestimmte Änderung zu erzwingen, statt direkt die gewünschte Änderung zu bewirken. Schlecht auch für das Kind, wenn es vor eine Aufgabe gestellt wird, für die es noch zu jung ist, oder die es aus anderen Gründen nicht zu lösen in der Lage ist. Mit Zwang wird das Kind so einige unerwünschte Veränderungen durchmachen, bevor das gewünschte Ziel erreicht ist. Ein durch akzeptable Erziehungsmethoden gesteuertes Lernen ist nicht das geringste bißchen schlechter, als Zwang, etwas zu tun, was das Kind vermeintlich schon kann, oder was vermeintlich irgendwo in seinem Inneren liegt.

Einschießen: Wenn ein Kind eine Schwäche häufiger zeigt, werden viele Eltern immer aggressiver bei dem Versuch, diese Schwäche zu bekämpfen. Zuerst werden sie nur komisch gucken, dann werden sie ernst gucken, dann werden sie bei passender Gelegenheit etwas sagen, dann werden sie es ernst sagen und schließlich werden sie das Kind voll anbrüllen, wenn es wieder den Fehler macht. Subjektiv haben die Menschen dabei meistens das Gefühl, daß sie sich immer weiter aufladen, bis sie explodieren. Dieses Bild paßt auch deshalb sehr gut, weil die "Explosion" meist bei eher nichtigen Ereignissen stattfindet. Die Eltern werden immer empfindlicher für den Fehler, den das Kind macht, und reagieren deshalb schon bei etwas, das nur so ähnlich aussieht, wie das eigentliche Problem, oft aber ein völlig korrektes Verhalten ist. Angenommen, das Kind gibt Widerworte, dann könnte es irgendwann dafür bestraft werden, daß es eine scherzhafte Bemerkung an die Eltern richtet. Die schädlichen Auswirkungen für das Kind sind die gleichen wie bei zu harter Erziehung.

Emotionen: Die Menschen glauben im Allgemeinen, daß Emotionen, Werte usw. angeboren oder sonstwie a priori vorgegeben seien. Wenn ein Kind jetzt etwas sagt oder tut, was als böse, unmoralisch oder sonstwie falsch gilt (auch z. B. bestimmte Gefühle nicht zeigen), werden die Eltern in der Regel das Kind zur Rede stellen, und in seinem "Innern" nach den "wahren" Gefühlen forschen. Natürlich werden sie es dort auch finden, weil selbst das dümmste Kind irgendwann unbewußt merkt, was die Eltern erwarten. Die Belohnung wird sichtbare Freude der Eltern mit spontanen Liebesbekundungen sein, herrührend aus der Erleichterung, daß das Kind doch normal ist. Das wird ganz von selbst zu einer Verankerung der erwarteten Gefühle im Kind führen. Meistens werden die beiden Parteien nicht mal in dem Moment, in dem dieser Vorgang stattfindet, merken, daß das Kind diese Empfindungen gerade erst gelernt hat. Problematisch wird es, wenn die Eltern auf dieses Forschen nach den "wahren Empfindungen" verzichten. Das Kind wird emotional und moralisch in einem Vakuum aufwachsen, was dazu führt, daß es die Regeln erst lernt, wenn es schon in einem fortgeschrittenen Alter ist. Dabei werden aber alle merken, daß die Regeln ursprünglich gar nicht in der Person vorhanden waren, und die Person deswegen verurteilen. Das kann zu erheblichen Problemen im sozialen Bereich führen. Das Kind kann im schlimmsten Fall in einer Zwickmühle enden, weil sowohl ein Akzeptieren der Regeln, wegen scheinbarer Nachgiebigkeit, als auch ein Widerstand gegen die Regeln, wegen Verstoß gegen gesellschaftliche Grundregeln, mit starken Aggressionen beantwortet wird.

Interessenskonflikte: Ein weiteres Problem taucht auf, wenn man versucht, dem Kind etwas beizubringen, wovon es aus Erfahrung weiß, daß es falsch ist. Wenn Eltern z. B. versuchen, dem Kind beizubringen, daß es alle Probleme mit Mitschülern auf friedliche Weise lösen muß, daß es niemals Lügen darf, oder daß es sich Autoritätspersonen gegenüber besonders verhalten muß, und das Kind genau weiß, daß es dann nur noch mehr Ärger bekommt, entsteht ein starker Konflikt, der u. U. immer intensiver wird und im Endeffekt zu Methoden im Umgang mit dem Kind führen kann, die an Gehirnwäsche grenzen. Die negativen Auswirkungen für Motorik, soziales Verhalten usw. kann man sich ausmalen.

Stigmatisierung: Besonders vor und während der Pubertät neigen Kinder dazu, alle möglichen Phasen durchzumachen. Sie lernen viele neue Bereiche kennen und müssen die dazugehörigen Verhaltensregeln, Gefühle usw. erst lernen. Wenn die Eltern jetzt bei irgendwelchen der erst in der Entwicklung befindlichen Gefühle aus einer einzigen Aussage oder einem einzigen Fehler im Auftreten schon Schlüsse ziehen, kann dies sehr leicht dazu führen, daß das Kind in eine Ecke gedrängt wird, die überhaupt nicht zu dem Kind paßt. Wenn es sich an die Vorurteile anpaßt, wird es normalerweise keine allzu großen Probleme bekommen. Es wird halt nur erst durch die Eltern zu etwas gemacht, was die Eltern gar nicht wollen, weil es einmal etwas dummes gesagt hat. Kritisch wird es, wenn das Kind sich irgendwann gegen das Stigma wehrt. Dann wird es Verständnislosigkeit, spöttische Kommentare, Aufforderungen, zu seiner "wahren Persönlichkeit" zu stehen usw. ernten. Dieser Konflikt kann ein Kind sehr stark belasten.

Beweisführung: Wenn eine Person einmal in den Verdacht gerät, in irgendeiner Weise nicht normal zu sein, und diesen Verdacht nicht sofort durch ein angemessenes Verhalten zerstreut, werden die Menschen in seiner Umwelt alles tun, um sich, der Welt und auch der betroffenen Person, den Verdacht zu beweisen. Besonders übel bei einem Kind, das mangels Gelegenheit weder das in der Situation angebrachte Verhalten gelernt hat, noch weiß, wie man sich gegen Verdächtigungen wehrt, eventuell nicht mal in der Lage ist, die Signifikanz der jeweiligen Verdächtigungen zu beurteilen. Es wird dauernd erzählt bekommen, daß sein Verhalten vollkommen normal sei, von Leuten, die sehen wollen, ob es diese Behauptung akzeptiert. Oder es wird in Situationen gebracht, in denen man erwartet, daß es diese Fehler zeigt. Wenn das Kind unsicher ist, weil es schon ansatzweise verstanden hat, worum es geht, wird es diese Unsicherheit auf jeden Fall zeigen. Und das reicht vielen schon als Beweis. Ganz übel auch, wenn das Kind nur die Signifikanz von Vorwürfen nicht verstanden hat. Es wird dann eventuell auf Tests mit absichtlichen Provokationen reagieren. Oder wenn das Kind schon selber Zweifel an sich hegt, und ihm deswegen das Ergebnis eines weiteren Tests egal ist. Im Endeffekt kann ein Kind durch ausreichend häufige und intensive Beweisführung von völlig normal zu völlig unnormal hin verändert werden. In Hexenprozessen wurden auf diese Art so einige Geständnisse erwirkt. Wenn man herausfinden will, ob jemand in einem Bereich nicht normal ist, gibt es nur eine zuverlässige Methode dafür: Die Person, ohne daß sie es wissen kann, und ohne das Verhalten von anderen Leuten ihr gegenüber zu verändern, beobachten. Wenn sie von allein in eine entsprechende Situation kommt, und sich normal verhält, genauer überlegen, was man tatsächlich vorher beobachtet hat. Wenn sie sich nicht normal verhält, eingreifen. Wenn es noch ein Kind ist, kann das schon reichen, den Fehler endgültig zu kurieren. Wenn es nicht reicht, überlegen, was funktionieren könnte, es ausprobieren und ggf. etwas anderes probieren. In ganz üblen Fällen von kompetenter Seite helfen lassen. Wenn man eine Verhaltensweise persönlich nicht mag, diese aber in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert wird, kann man es natürlich auch darauf beruhen lassen.

Wahre Gefühle: Auch durch populäre Freudsche Theorien glauben viele Menschen, daß hinter den meisten Versprechern und kurz mal auftretenden Gefühlsregungen die wahren Gefühle oder Gedanken eines Menschen stecken. Das kann sehr schnell zu heftigen Streitereien führen. Man sollte sich aber vor Augen halten, daß der Mensch ein Wesen ist, das im Normalfall jeden Tag einige Fehler begeht, andernfalls noch mehr. Und diese Fehler betreffen alles, was durch Nervenzellen geschaltet wird, also auch die Gefühle. Und besonders bei Kindern sind diese Bereiche erst in der Entwicklung. Wer da Fehler zu ernst nimmt, sorgt nur für unnötige Probleme (besonders für das Kind).

Schwächen: Bei vielen gilt als die "wahre Persönlichkeit" eines Menschen die Menge seiner Schwächen. Verhaltensstörungen, Aggressivität, Trinken, Jovialität usw. zählen dazu. Wenn jetzt ein Mensch versucht, an seinen Schwächen zu arbeiten, sie loszuwerden, wird er von allen Seiten dafür angegriffen werden, mit Argumenten wie "Hier brauchst du dich nicht so steif zu verhalten", "Du versuchst wohl, etwas besseres zu sein", "Du kannst dich nicht verstellen, wir kennen dich", "Das schaffst du sowieso nicht", "Endlich hast du es gerafft. Wurde auch Zeit", "Du hast Dich ja total verändert!", "Ich erinnere mich noch, wie du früher warst" und so weiter. Diese Dinge braucht man nicht einmal auszusprechen. Ein Blick kann schon genügen. Ganz abgesehen davon, verliert man oft die Freunde, die einen mit oder sogar wegen dieser Schwächen sympathisch gefunden haben, besonders, wenn der Abbau der Schwächen mit Veränderungen im Charakter verbunden ist. Und die Leute, die diese Schwächen nicht teilen oder sogar schlecht finden, werden einem nicht abnehmen, daß aus einem Saulus ein Paulus geworden ist. Selbst wenn sie sehr tolerant sind, werden sie skeptisch sein. Oft wird es sogar so sein, daß sie der Person vorwerfen, daß sie sich nur verstellt. Das ist besonders dann kritisch, wenn die Schwäche noch nicht zu hundert Prozent abgebaut ist. Dann wird es ihnen nicht schwer fallen, der Person zu beweisen, daß sie recht haben. Auf diese Art werden Änderungen zum Besseren oft sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich gemacht. Und wenn sie glücken, dann oft mit starken Nebenwirkungen, wie z. B. eine Verhärtung des Charakters.

Fehlinterpretationen: Besonders wenn eine Person schon mit einem Stigma belegt ist, werden alle Aktionen dieser Person immer aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Das führt dann dazu, daß jemand sich so normal verhalten kann, wie er will, er wird immer in eine Schublade gesteckt. Je mehr er versucht, als normal anerkannt zu werden, desto mehr werden diese Fehleinschätzungen treffen. Irgendwann wird die betroffene Person zu schwach sein, um sich gegen diese Vorurteile zu wehren, und sie annehmen.

Feindbilder: Wenn man eine Meinung nicht mag, assoziiert man mit dieser Meinung normalerweise alle möglichen Feindbilder (prollig, böse, arrogant, rückständig, dumm...). Dabei faßt man verschiedene Meinungen, über die man ähnliche Vorurteile hat, zusammen. Dadurch braucht jemand nur eine Kleinigkeit zu sagen, die in ein solches Schema paßt, und schon werden ihm alle scheinbar dazu gehörenden Meinungen bzw. Feinbilder vorgeworfen. Man wird sich über diesen eigentlich nur eingebildeten Meinungkomplex sehr stark aufregen und die Person, die diese Kleinigkeit gesagt hat, heftig angreifen. Das ist besonders dann schädlich, wenn z. B. ein Kind bei einem Meinungswandel der Öffentlichkeit schneller oder langsamer als die Eltern reagiert, oder es noch nicht in der Lage ist, richtig auf solche Angriffe zu reagieren.

Glaube: Wenn Menschen fest an etwas glauben, tendieren sie dazu, die Menschen, die diesen Glauben nicht teilen, zu verurteilen und unter allen möglichen Begründungen zu hassen. Dadurch zwingen sie die Person in die Opposition, denn eine Aufgabe würde sie nur dem ungebremsten Haß der Gläubigen aussetzen. In der Opposition kann man sich gegen die Angriffe zur Wehr setzen, gibt sich aber eine Blöße, und damit einen Angriffspunkt, wenn man Teile der Meinung der Gläubigen akzeptiert. Also wird sich der Angegriffene immer weiter von den Positionen der Gläubigen trennen. Das führt zu extremen Spannungen und zu extrem unangepaßten Personen, die irgendwann alle Regeln der Gesellschaft, einschließlich der Gesetze, abwerfen könnten. Der Begriff "Glaube" bezieht sich dabei nicht nur auf Religionen, sondern auch auf Metaphysik, Ethik, Ökologie, Nationalismus, Liebe und Partnerschaft und so weiter.

Übertreibung: Wenn ein Kind nur eine Kleinigkeit falsch macht, sollte dies auch so angesehen werden. Es gibt Eltern, die aus pädagogischen oder sonstigen Gründen unheimlich gerne aus einer Mücke einen Elephanten machen. Da aber jede Strafe nicht nur ein Lenken in die richtige Richtung ist, sondern auch eine psychische Belastung (sonst wäre es ja keine Strafe), ist auf diese Art der Schaden schnell größer als der Nutzen.

Tricks: Manche Eltern scheuen sich, Kindern ganz offen und geradeaus klar zu machen, was sie von den Kleinen wollen. Wahrscheinlich eine Gewohnheit aus dem Umgang mit Erwachsenen, wo ein allzu direktes Vorgehen nur für unnötige Probleme sorgt. Das Problem ist dabei nur, daß die Kinder oft diese Tricks zumindestens teilweise durchschauen und sich schon allein deshalb nicht richtig verhalten. Oder daß sie noch weniger wissen, was die Eltern überhaupt von ihnen wollen, als den Eltern klar ist, und daß sie deswegen trotz intensiver Bemühungen das Falsche machen. Das letztere endet schnell mit gegenseitigen Aggressionen. Das erstere wird von den Eltern oft als Dummheit des Kindes gewertet, weil sie nicht vermuten, daß das Kind sie tatsächlich durchschaut. Also versuchen die Eltern, mit Aggressivität ihre Tricks durchzuziehen. Dadurch bringen sie das Kind aber nur dazu, extra so zu tun, als würde es sie nicht durchschauen, weil es dadurch unnötigem Ärger aus dem Weg geht. Hinter ihrem Rücken wird es sich aber wenig um das scheinbar beigebrachte kümmern.

Konfrontationskurs: Einige Eltern glauben, sie müßten ein Fehlverhalten ihrer Kinder kurieren, indem sie sie erst dazu provozieren, diesen Fehler zu wiederholen, und dann dafür fertig machen. Das läuft für das Kind darauf hinaus, sich für einen Schrecken ohne Ende, oder ein Ende mit Schrecken zu entscheiden. Daß das Kind bei hinreichender Provokation lieber das Ende mit Schrecken nimmt, sollte eigentlich sogar dem Dümmsten klar sein. Insbesondere, da man selbst in einer solchen Situation auch mit Konfrontation antworten würde, weil man aus Erfahrung weiß, daß es gar keine andere Möglichkeit gibt.

Stolz Brechen: Einige Eltern sehen als Ursache für Ungehorsam, Widerspenstigkeit und andere unangepaßte Verhaltensweisen übertriebenen Stolz ihrer Kinder an und glauben, sie müßten diesen Stolz mit physischer oder psychischer Gewalt brechen. Ähnlich wie man Elephanten, die man zähmen will, erst einmal wochenlang quält, um sie beherrschbar zu machen. Oder ähnlich, wie man in Diktaturen politisch ungenehme Personen foltert, bis man sie soweit hat, irgendwelche Pamphlete vorzutragen. Ganz abgesehen davon, daß Eltern mit dem geringsten bißchen Verstand in der Lage sind, ihre Kinder auch ohne derartige Maßnahmen richtig zu erziehen, dürften die negativen Folgen solcher Maßnahmen jeglichen Nutzen bei weitem übertreffen.

Gefangennahme: Wenn eine Person sich verändert, bilden Menschen in ihrer Umwelt sich oft (möglicherweise auch teilweise zu recht) ein, daß es an ihrem Einfluß liegt. Sie versuchen dann oft, diesen Einfluß unnötig lang aufrecht zu halten oder ihn zu verstärken. Oder sie versuchen gewaltsam, ihr scheinbares Wirken wieder rückgängig zu machen. In beiden Fällen nehmen sie der betroffenen Person die Möglichkeit, selber über ihren Weg zu entscheiden. Wenn sie dabei auch noch dafür sorgen, daß die Freunde der betroffenen Person von diesem scheinbaren oder tatsächlichen Einfluß erfahren, kann dies zu einem starken sozialen Abstieg beitragen. Aber auf jeden Fall wird die Person in unnötige Kämpfe um ihre Selbstbestimmung verwickelt, die besonders im Fall einer Unterlegenheit, z. B. durch Skrupel, die beeinflussende Person anzugreifen, zu ernsten Problemen führen können.

Rücksichtnahme: Wenn Eltern an einem Kind etwas feststellen, das sie in besonderem Maße beunruhigt, werden sie sich sehr oft hüten, das Kind zur Rede zu stellen, aus Angst, das Kind zu stigmatisieren, aus Angst davor, daß das eigene Kind nicht normal sein könnte, aus Angst, zu hart zu dem Kind zu sein und so weiter. Damit nehmen sie sich und dem Kind aber jede Möglichkeit, an dem Problem etwas zu ändern, solange dies noch möglich ist. Außerdem werden sie das Kind unterbewußt doch als unnormal ansehen, und es mit diesem Stigma belegen. Das Kind wird es sehr schwer haben, diesem Vorurteil zu entfliehen, sich also normal zu entwickeln. Das ist besonders dann tragisch, wenn die Beobachtung auf einem Mißverständnis beruht. Das Kind hat dann nicht einmal die Möglichkeit, sich gegen das Urteil zu verteidigen.

Mitleid/Sorge: Unter diesem Deckmantel läßt sich wunderbar alles mögliche über jemanden verbreiten, egal ob es stimmt oder nicht, ob es nur teilweise stimmt, oder ob es eine völlig übertriebene Darstellung von tatsächlichen Problemen ist. Besonders in den letzten beiden Fällen ist es gar nicht schwer, Leuten, die die Darstellung nicht glauben wollen, den "Beweis" für ihre Richtigkeit zu liefern. Und man kann sich 100% darauf verlassen, daß niemand mit dem Betroffenen darüber reden wird. Böse für die betroffene Person, die von niemandem mehr für voll genommen wird, aber überhaupt nicht weiß, wieso, sich also nicht einmal dagegen wehren kann. Auch ein Grund, warum viele Behinderte kaum etwas mehr hassen als Mitleid. Und es gibt Leute, die einen nicht mal mit Absicht in eine derartige Situation bringen. Noch schlimmer sind Leute, die sich wundern, wenn eine Person, mit der man offensichtlich nur Mitleid haben kann, überhaupt keine Zeichen von Leid zeigt. Solche Leute werden dann oft ihr bestes geben, um dafür zu sorgen, daß diese Person ihre "wahren Gefühle" offenbart. Es gibt wohl nur wenige effizientere Formen von psychischer Folter.

Fürsorge: Wenn man einer Person bei irgendeinem Problem helfen will, kann es leicht passieren, daß man dabei übertreibt. Die Person wird dann in ihrer Situation gefangen gehalten, oder sie wird vor allen ihren Freunden lächerlich gemacht, verliert an sozialem Rang und hat noch größere Probleme. Eine Abwehr von Fürsorge wird, besonders bei Personen, die schon als schwach gelten, sehr übel genommen und führt zu Vorwürfen wie Dickköpfigkeit, falscher Stolz, Uneinsichtigkeit, Undank und so weiter. Das führt zu zusätzlichen Konflikten, die sicher nicht bei der Lösung des eigentlichen Problems helfen. Im Extremfall kann es dadurch passieren, daß die Schäden durch den Willen zu helfen größer sind, als die Schäden, die durch das eigentliche Problem im schlimmsten Fall entstanden wären.

Vereinnahmung: Besonders manche Mütter tendieren dazu, ihre Kinder für sich behalten zu wollen. Sie schränken ihren Freiraum ein, sind eifersüchtig auf Freunde und erste Beziehungen der Kinder und so weiter. Dadurch behindern sie aber die notwendige Entfaltung der Kinder, verhindern, daß die Kinder das erreichen, was sie sich aus durchaus wichtigen Gründen vornehmen. In extremen Fällen, wenn z. B. Mütter dem jugendlichen oder sogar erwachsenen Nachwuchs das Zusammenkommen mit einem Partner unmöglich machen, kann dies zu starken psychischen Problemen führen.

Scheuklappen: Viele Menschen mögen es nicht, ihre eigenen Handlungsweisen zu durchleuchten. Alles, was ihnen unmoralisch oder böse vorkommt, wird aus dem Bewußtsein verdrängt und "nach Gefühl" gemacht. Das führt dann zu Aussagen wie z. B. daß sie niemals Lügen würden, oder daß man alle Konflikte auch ohne Gewalt lösen könne, oder daß man in bestimmten Situationen nur seinem Gefühl vertrauen müsse. Das kann, besonders bei Menschen, die sowieso schon Probleme damit haben, sich anzupassen, zu großen Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Problemen führen, da sie keine brauchbaren Informationen über richtiges Verhalten bekommen. Das wiederum kann zu einem sozialen Abstieg beitragen, selbst wenn die Person irgendwann auf die richtige Lösung kommt.

Komplexe: Wenn man eine Person bei einer Handlung darauf anspricht und scharf für irgendwelche scheinbaren oder tatsächlichen Fehler kritisiert, wird dieser Eindruck oft lange, oder sogar für immer, haften bleiben. Die Person wird in dem Bereich unsicher und damit in der Lernfähigkeit für diesen Bereich gehemmt. Besonders hart treffen diese Angriffe bei Dingen, die Spaß machen sollen. Den verliert man durch so etwas sehr leicht. Das merken die anderen natürlich, und sorgen für zusätzlichen Druck. Noch schlimmer treffen solche Angriffe in Bereichen, in denen Unsicherheit selbst schon ein Manko darstellt, z. B. Liebe, Freundschaft und Auftreten.

Schutzinstinkt: Oft wird Menschen die Wahrheit über Manipulationsmöglichkeiten der Gefühle, Möglichkeiten, sie anzugreifen usw. vorenthalten, in dem Glauben, daß sie sonst zu große Verbreitung finden könnten. Dadurch wird aber auch dafür gesorgt, daß es viele Ahnungslose gibt, die selbst auf den ältesten Trick noch reinfallen. Ähnliches gilt für die Wahrheit, wenn eine Person eine andere angreift. Selbst die Freunde des Angegriffenen werden sich oft hüten, der betroffenen Person zu sagen, was passiert ist, in dem Glauben, daß sie damit mehr Schaden als Nutzen bewirken. Damit nehmen sie der Person aber oft auch die Möglichkeit, sich zu wehren, wenn der fehlende Durchblick auf einer einfachen Wissenslücke basiert.

Gründlichkeit: Wenn Eltern an ihrem Kind eine Verhaltensstörung oder Schwäche entdecken, werden sie oft dazu neigen, zu versuchen, sie komplett auszuradieren. Bei vielen Dingen kann dies aber nicht klappen, weil sie in begrenztem Maß bei jedem auftreten. Das wären z. B. Vergeßlichkeit, triebhaftes Verhalten, Lernschwächen, Disziplinlosigkeit, schlechtes Benehmen und so weiter. Die Ansprüche in solchen Bereichen zu hoch zu schrauben, führt dazu, daß das Kind einem ständigen Druck ausgesetzt ist. Dem kann es letztlich nur entgehen, wenn es aufgibt, an seinen Fehlern zu arbeiten. Es wird dann die Menschen, die seine Schwächen korrigieren wollen, als Angreifer betrachten und sie bzw. ihre "Angriffe" ignorieren oder sogar aggressiv abwehren.

Aufgeben: Wenn Eltern oder andere Teile der Umwelt einer Person irgendwelche besonderen Schwächen an dieser Person entdecken, halten sie es oft für unmöglich, sie zu korrigieren. Das liegt auch an Vorstellungen wie die, daß solche Schwächen die "wahre Persönlichkeit" des Betroffenen zeigen würden bzw. angeboren seien. Prinzipiell sollte man davon ausgehen, daß jede Schwäche, die nicht auf einem unheilbaren körperlichen Defekt beruht, sich korrigieren läßt. Solange das Kind lernfähig ist, und seine Fehler einsehen kann, sollte es auch, mit ein wenig Hilfe der Eltern, seine Schwächen bekämpfen können. Man sollte als Eltern nur darauf achten, daß die versuchten Maßnahmen den erwünschten Erfolg zeigen, ohne zu große neue Probleme zu verursachen. Wenn sie nicht klappen, muß man andere Möglichkeiten ausprobieren.

Rache: Es gibt tatsächlich Eltern, die es dem Kind doppelt und dreifach zurückzahlen, wenn es sie vor Freunden entblößt, wenn es sie auf irgendeine Art beleidigt und so weiter. Meistens erfolgt eine solche Rache auf eine Art, die es dem Kind unmöglich macht, mit seiner geringen Erfahrung, zu verstehen, warum die Eltern so feindselig sind. Dazu kommt, daß solche Eltern dann auch nicht bereit sind, dem Kind den Fehler zu erklären, wenn sie sich selbst dadurch eine Blöße geben. Wenn dann noch mangelnde Selbstbeherrschung dazu führt, daß das Kind in dem Moment, wo es den Fehler versteht, besonders heftig angegriffen wird, ist es für das Kind praktisch unmöglich, an dem ursprünglichen Fehler zu arbeiten. Es wird eventuell sogar auf einen Oppositionskurs gezwungen, was zu richtigen Fehden zwischen Eltern und Kind führen kann, natürlich mit geringen Chancen für das Kind.

Werte: Wenn Kinder die in ihrer Gesellschaft gültigen Verhaltensnormen nicht beigebracht bekommen, können sie sich auch nicht danach richten. Im besten Fall entwickeln sie eigene Normen, aufgeschnappt und weiterentwickelt aus allen möglichen Einflüssen. Diese Normen brauchen nur in Kleinigkeiten von den gültigen Normen abzuweichen, und schon kann daraus alles Mögliche resultieren, von einem als böse angesehen werden, über einem als dumm angesehen werden, bis hin zu einem einen gestörten Eindruck hinterlassen. Beispiel: Bestimmte Verhaltensweisen im Umgang mit Geld sind in unserer Gesellschaft verpönt, obwohl eigentlich nichts dagegen spricht. Man darf z. B. keine Zinsen verlangen, wenn man Geld für private Zwecke an Freunde verleiht. So etwas müssen Eltern ihren Kindern mitgeben, wenn sie keine Außenseiter als Nachkommen haben wollen.

Faulheit: Wer zu hart mit seinem Kind umgeht, wird als eins der ersten Ergebnisse einfach ein faules Kind bekommen. Das Kind wird zu fertig sein, um sein Zimmer in Ordnung zu halten, seine Hausaufgaben zu machen, seine Aufgaben im Haushalt ordentlich zu erledigen und so weiter. Das ist nichts als eine Form von Depression, die durch negative Beeinflussung (zuviel Härte) entsteht. Sie läßt sich durch Vermittlung von Erfolgserlebnissen in den entsprechenden Bereichen sehr leicht ändern. Das gleiche Syndrom nennt man übrigens Managerkrankheit, wenn es erst bei Erwachsenen auftritt, weil sie z. B. neu in einer Führungsposition zu oft Auseinandersetzungen durchstehen müssen.

Bettnässen: Wenn ein Kind wieder ins Bett macht, nachdem es schon längst aus den Windeln raus ist, wird dies im Volksmund damit erklärt, daß das Kind auf diese Art (unterbewußt) Zuwendung erheischt. Eine Erklärung, die auch Leute zufriedenstellt, die nicht an derartige Vorgehensweisen des Unterbewußten glauben, die aber in den gleichen (richtigen) Maßnahmen resultiert, wäre, daß es sich beim Bettnässen um ein Koordinationsproblem handelt. Wenn Eltern mit dem Kind zu hart umgehen (auch Liebesentzug kann Härte sein), werden davon alle möglichen erlernten Informationen betroffen, wie z. B. Trennung zwischen Wach- und Träumzustand mit ein- bzw. ausgeschalteter Motorik, oder einfach nur Einhalten beim Schlaf. Noch ein bißchen mehr derart pädagogisches Vorgehen, und das Kind wird auch tagsüber immer mehr Verhaltensweisen nicht mehr unter Kontrolle bekommen.

Verhaltensstörungen: Wenn ein Kind einmal soweit ist, irgendwelche gröberen Fehlverhalten zu zeigen, tendieren viele Eltern dazu, es abzuschreiben, es als unmöglich anzusehen, die Fehler zu korrigieren. Sie reden sich dann gerne damit raus, daß die Fehler angeboren sind. Dabei würde es oft helfen, zu versuchen, kindliche Verhaltensweisen zu verstehen, um richtig darauf zu reagieren. Wenn z. B. ein Kind nach einem Streit noch anhänglich wird, dann einfach, weil es jemanden braucht. Je mehr Ärger, desto dringender. Wenn es niemanden als den Streitpartner (die Eltern) hat, eben die. Oder wenn ein Kind dauernd besserwisserische Bemerkungen von sich gibt, dann einfach, weil es auf diese Art versucht, sich zu behaupten. Ein Kind kann sowieso nicht (erfolgreich) gegen seine Eltern kämpfen. Also wird es auch keine Möglichkeit haben, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was geht und was nicht. Also wird es, wenn es zum kämpfen gezwungen wird, einen Weg wählen, der relativ wenig Widerstand, aber trotzdem Erfolge einbringt.

Teufelskreis: Wenn ein Kind ein Fehlverhalten zeigt, tendieren viele Eltern dazu, dieses Fehlverhalten mit den üblichen Erziehungsmaßnahmen zu bekämpfen. Wenn aber dieses Fehlverhalten auf schon übertriebene Anwendung dieser Erziehungsmaßnahmen beruht, erreicht man genau das Gegenteil. Hier sollte man versuchen, bei mangelndem Erfolg einfach etwas anderes auszuprobieren. Ein geflügeltes Wort dafür wäre: Wo Schreie nicht mehr gehört werden, hilft ein Flüstern oft weiter.

Hierarchiedenken: Viele Eltern erwarten von ihren Kindern gehorsam. Wenn der nicht da zu sein scheint, werden sie aggressiv. Die Schuld für scheinbaren oder tatsächlichen Ungehorsam schieben sie dann oft auf Medien, Lehrer, liberale Zeitgenossen und so weiter. Oft ist es aber einfach nur so, daß die Kinder sich wehren müssen, weil der Druck auf ihnen zu groß ist. Oder daß sie nur versuchen, ihre Eltern nachzumachen, also so mit den Eltern umzugehen, wie die Eltern mit ihnen. Das liegt in der Natur des Lernens. Wie sollen sie normales Verhalten lernen, wenn sie nicht ihre Eltern nachahmen dürfen? Als Eltern sollte man auch Verständnis dafür haben, daß Kinder z. B. in der Schule genau darauf achten müssen, sich keine ungerechtfertigten Angriffe gefallen zu lassen. Ansonsten werden sie von ihren Mitschülern sehr schnell fertig gemacht.

Respekt: Viele Eltern versuchen, ihren Kindern Respekt mit Gewalt beizubringen. Je nach dem, wo der Grund für den mangelnden Respekt liegt, erreichen sie damit aber das genaue Gegenteil. Es ist meistens viel sinnvoller, andere Maßnahmen in Erwägung zu ziehen. Wenn z. B. das Kind seine Eltern für unsportlich hält, kann man ja mal gegen das Kind antreten. Wenn das Kind die Arbeit der Eltern gering schätzt, kann man ihm ähnliche Arbeiten auftragen. Man sollte also rausfinden, was für den mangelnden Respekt sorgt und dort ansetzen. Dabei sollte man darauf achten, daß man das Kind nicht niedermacht, und daß das Kind die Botschaft versteht, akzeptiert und richtig umsetzt.

Intuition: Manche Menschen glauben, daß ihr Verhalten richtig ist, wenn sie das Gefühl haben, daß es so sein muß. Teilweise werden sie darin durch ihre alltäglichen Erfahrungen bestärkt. Sie glauben dabei aber oft, daß diese Gefühle mehr oder weniger angeboren sind, und von Natur aus meistens stimmen. Was sie sich nicht bewußt machen, ist die Tatsache, daß ihr gefühlsmäßiges Verhalten auf einem Wechselspiel mit anderen beruht, die durch richtige Reaktionen dafür sorgen, daß man nicht falsch mit ihnen umgeht. Kinder können das noch nicht, weil ihnen dazu die Erfahrung fehlt. Deswegen entsteht oft das Problem, daß Eltern ihnen gegenüber sehr extrem werden, weil die Kleinen einfach noch nicht richtig reagieren können. Die Eltern sind aber weiterhin davon überzeugt, daß ihr Verhalten richtig ist, und suchen die Schuld für ihre Aggressivität bei dem Kind. Sie werden darin noch bestärkt, wenn andere Leute sich dem Kind gegenüber auch feindschaftlich verhalten (z. B. weil das Kind aufgrund der ständigen oder zu heftigen Angriffe Verhaltenstörungen entwickelt). Das Ergebnis ist leicht auszumalen...

Nachgiebigkeit: Wer seinem Kind alles durchgehen läßt, bekommt als Ergebnis ein Kind, das nicht nur keine Lust hat, sich an Regeln zu halten, was z. B. zu rücksichtslosem oder aggressivem Verhalten gegenüber Schwächeren führen kann, sondern eventuell sogar ein Kind, das dazu gar nicht in der Lage ist. Die Folge: Unnötige Konflikte mit Lehrern und vielleicht auch dem Gesetz, asoziales Verhalten gegenüber Schwächeren, allgemeine Unfähigkeit, sich selbst dort anzupassen, wo dies nur nützt, eventuell sogar Schwierigkeiten mit komplizierten Lerninhalten, die zu begreifen auch eine gewisse Disziplin erfordert. Allerdings ist ein Übertreiben mit Gegenmaßnahmen in unserer Gesellschaft wohl von größerem Nachteil.

Freiheit: Der Glaube an dieses Prinzip führt bei manchen Menschen dazu, daß sie meinen, daß hinter jedem Angriff (oder Fehlverhalten) Absicht steckt. Sie sehen dann gar nicht, wenn ein Angriff z. B. nur auf Unwissenheit oder einem einmal nicht Aufpassen beruht, und versuchen dementsprechend auch nicht, diesen Fehler an der Wurzel zu bekämpfen. Bei Erwachsenen untereinander ist das noch in Ordnung, schließlich sollte man bis dahin gelernt haben, daß man z. B. einem Freund kein Kompliment für eine gute Leistung macht, wenn man das Gleiche selber besser hinbekommen hat, aber normalerweise der andere in dem Bereich besser ist. Aber Eltern mit Kindern sollten sich bei Fehlverhalten der Kinder ruhig einmal die Zeit nehmen, die Ursachen für auffälliges Verhalten zu ergründen, oder verschiedene Maßnahmen, den Fehler zu bekämpfen, ausprobieren. Ist schließlich schade, wenn aus einem Kind ein Verlierer wird, obwohl nur ein wenig bessere Erziehung einen Gewinner aus ihm hätte machen können. Anders ausgedrückt: Es erhöht meines Erachtens die Freiheit eines Menschen, wenn er von seinen Eltern besser auf das Leben vorbereitet wird.
 

Quelle:
http://Home.T-Online.de/Home/Rolus/Erziehen.htm