Einvernehmliche Lösungen bei Trennung oder Scheidung mit Kindern sind dynamisch oder haben zumindest die Chance, sich dynamisch zu entwickeln. Gerichtsentscheidungen sind statisch: Wenn der Streit der Eltern auf dem Höhepunkt ist, wird eine Entscheidung getroffen, die viele Jahre Gültigkeit haben soll.

In den meisten Fällen legt sich der Streit zwischen den Partnern nach zwei oder drei Jahren. Man kann wieder besser mit einander reden. Die Urteile zum Sorge- und Umgangsrecht bleiben unverändert bestehen. Sogar wenn neue Gesetze im Familienrecht erlassen werden, behalten die alten Urteile Gültigkeit. Laut Bundesjustizministerium stehen für eine Überprüfung von "Altfällen" keine Ressourcen zur Verfügung. Rechtssicherheit für den Gewinner steht über dem Kindeswohl.

Nur gleichberechtigte Partner sind bereit, sich an einen Verhandlungstisch zu setzen, um eine Lösung zu erarbeiten. Deshalb sollte die Rolle des Mediators aufgewertet werden. Das Wort des Mediators sollte mehr Gewicht bekommen. Wenn es um Kinder geht, sollten in der Mediation verbindliche Regelungen getroffen werden.

Viele Grüße
Thomas




Streitschlichtung statt Rosenkriege nach Scheidungen

Tom Cruise und Nicole Kidman wurden mit ihrer einvernehmlichen Scheidung zu Trendsettern.
 

Koblenz/Altenkirchen - Familienrichter sollten nach Ansicht des Juristen Arthur Trossen mehr Wert auf Streitschlichtung legen, um die Zahl langwieriger Scheidungskriege zu verringern. Einvernehmliche Lösungen hielten länger als Gerichtsentscheidungen, mit Gewinnern und Verlierern, sagte Trossen in einem dpa-Gespräch in Altenkirchen.

«Bei der Mediation gehen wir davon aus, dass beide das wollen, was für beide gut ist», sagte er. Ein Pilotprojekt läuft seit einem Jahr am Oberlandesgericht Koblenz. Mehr als 200 000 Scheidungen gibt es jährlich in Deutschland. Trossen: «Zwischen fünf und zehn Prozent sind Rosenkriege.» Dabei gehe es den «Streithähnen» um die gegenseitige Vernichtung. Die Richter bekämen das an der Zahl der Folgeklärungen zu spüren. Doch Streit müsse nicht sein.

«Es gibt eine Untersuchung, die sagt: 25 Prozent der Eheleute haben nach der Scheidung noch positive Gefühle füreinander», sagte Trossen. Weitere 25 Prozent seien nicht vom Streiten abzubringen. Aber bei der restlichen Hälfte hänge es von dem Umfeld ab, ob eine Scheidung in die Eskalation münde.

«Das ist die Klientel für uns», erklärte Trossen den Ansatzpunkt der so genannten integrativen Mediation. Der Richter tritt dabei als vermittelnder Dritter auf, um bei den Beteiligten die Kommunikation und Lösungssuche in Gang zu bringen. «Ein Gerichtsverfahren ist meistens retrospektiv: Wir schauen, was hat jemand falsch gemacht. Die Mediation schaut in die Zukunft», erklärte er. Im Idealfall gebe es dann keine Gerichtsentscheidung mehr, sondern eine Lösung, mit der alle Leben könnten und die deshalb eher Bestand habe.

Laut Trossen, der selbst als Familienrichter arbeitete, gibt es in vielen Beziehungen Kommunikationsdefizite: «Statistisch gesehen redet ein Ehepaar nach einer fünfjährigen Ehe nicht mehr als sieben Minuten am Tag miteinander», sagte er.

www.portafamilia.de

dpa - Meldung vom 14.05.2005