Perspektive für Kinder in der Trennungsphase ihrer Eltern

Von der Scheidung der Eltern betroffene Kinder und Jugendliche nehmen nur in vergleichsweise wenigen Fällen die vielfältigen Beratungsangebote in Anspruch.

Darauf verweist der Diplom-Psychologe Torsten Probst, Mitarbeiter der Beratungsstelle des Kreisverbandes Jena-Stadroda-Eisenberg des Deutschen Roten Kreuzes in Fragen der Partnerschaft, Trennung und Scheidung. »Eine Begründung könnte sein«, erklärte er, »dass viele Eltern in ihrem eigenen Schmerz den des Kindes nicht wahrnehmen. Für viele stellt der Schritt in die Beratungsstelle auch eine große Hürde dar.«

Aufgrund des hohen Beratungsbedarfs im Saale-Holzlandkreis hat die seit 1991 in Kahla ansässige und seit 1993 in Trägerschaft des DRK befindliche Beratungsstelle nunmehr ihren Wirkungskreis auf Eisenberg und Außenstellen in Stadtroda und Camburg ausgedehnt und berät seit 1. April explizit bei Trennung und Scheidung - analog in der Stadt Jena die Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt. Torsten Probst bietet in den Sprechstunden unter anderem Einzelgespräche, Gespräche mit der ganzen Familie, psychologische Untersuchung und Therapie sowie bei Wunsch Kontaktaufnahme zu Schulen, Tagesstätten und Ämtern an.

Er unterstützt auch die Erarbeitung eines einvernehmlichen Konzeptes zum Umgang mit Kindern in einem Trennungs- und Scheidungsprozess. »Wir streben das Sorgerecht für beide Elternteile an«, betonte er, »um dem Kind zu dokumentieren, dass beide die Eltern bleiben.« Ausgangspunkt ist die Festlegung, bei wem das Kind künftig lebt, daraus resultieren die juristischen Regelungen. Entscheidungsbefugnis habe aber nur das Gericht. Erste Erfahrungen konnten inzwischen mit einer aus zwölf Kindern bestehenden Scheidungs-Kindergruppe gewonnen werden. Auf Grundlage eines Konzeptes wurde in zwölf je zwei bis dreistündigen Sitzungen versucht, mit den Kindern die Trennungsphase zu durchleben und Perspektiven aufzuzeigen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fließen in weitere Gruppen ein, die im Frühjahr neu gebildet werden. Nähere Infos bei Dr. Astrid Weiß, Leiterin der Beratungsstelle, unter Tel. 03641/400 201.
 
 

18.12.2000
OTZ