Das Wohl des Kindes sehen Ramona Nitschke ist Sozialarbeiterin bei der Arbeiterwohlfahrt und bildet sich zur Mediatorin weiter Von Carmen Schumann Der Kernpunkt des seit Juli 1998 geltenden Kindschaftsrechts ist das gemeinsame Sorgerecht beider Eltern nach einer Scheidung. Ramona Nitschke von der Beratungsstelle der Bautzener Arbeiterwohlfahrt (AWO) für Kinder, Jugendliche und Familien hat in ihrer Praxis beobachtet, dass die Leute zu wenig wissen, wie das gemeinsame Sorgerecht funktioniert. Doch nicht nur dies, es sei auch weithin unbekannt, dass es auch in Bautzen die Möglichkeit gibt, Sorgerechtsfragen im Vorfeld einer Scheidung mit Hilfe eines so genannten Mediators (Vermittler) zu klären. Ramona Nitschke, als gelernte Erzieherin seit 1993 in der AWO-Beratungsstelle beschäftigt, erfuhr im Verlaufe ihrer berufsbegleitenden Ausbildung zur Sozialpädagogin von dieser Qualifizierungsform. Ihre Diplomarbeit hatte sie zum neuen Kindschaftsrecht geschrieben, da lag der Gedanke nahe, sich in dieser Richtung weiter zu qualifizieren. So belegt sie derzeit einen Kurs für Mediatoren. Organisiert und zu großen Teilen finanziert wird diese Ausbildung durch das Landesjugendamt. Drei Mal jährlich fährt Ramona Nitschke jeweils für eine Woche nach Zschopau, um an den Kursen teilzunehmen. "Die Ausbildung ist durch ganztägige Vorlesungen, Übungen und Supervisionen (Fallbesprechungen) gekennzeichnet", erläutert sie. Die Sozialpädagogin hat in der Zwischenzeit bereits zwei Elternpaaren als Mediatorin beratend zur Seite gestanden. "Dadurch, dass ich bei einem Träger angestellt bin, kann ich die Beratung derzeit noch unentgeltlich leisten", erklärt sie. "Dies ist ein riesiger Vorteil, denn im Interesse der Kinder sollten finanzielle Fragen keine Rolle spielen." Auch Rechtsanwälte und Psychologen können als Mediatoren in Aktion treten, allerdings ist diese Beratung in den meisten Fällen nicht kostenlos. "Im Interesse einer größeren Rechtssicherheit sollten allerdings die Partner die in unserem gemeinsamen Klärungsprozess erzielten Ergebnisse durch einen Rechtsanwalt vertraglich fixieren lassen", bemerkt Ramona Nitschke dazu. Der eigentliche Einigungsprozess erfordere jedoch eine gewisse Zeit. "Mit drei bis sechs Sitzungen zu je einer Stunde müssen die Partner mindestens rechnen." Natürlich könne kein scheidungswilliges Ehepaar dazu gezwungen werden, einen Mediator aufzusuchen: "Die Scheidungswilligen müssen es innerlich wollen", bekräftigt die Mediatorin. Ihre Aufgabe bestehe darin, das Gespräch zu leiten, zu vermitteln, darauf zu achten, dass es sachlich bleibt. "Es geht hier keinesfalls um Schuldzuweisungen. Unser gemeinsames Anliegen ist es, eine Lösung zum Wohle der Kinder zu finden." Es sei auch möglich, die gefundene Lösung zunächst praktisch auszuprobieren, um sich nach einer gewissen Zeit nochmals zusammenzufinden. "Für jeden Fall müssen ganz individuelle Lösungen erzielt werden." Ramona Nitschke weiß aber auch, dass die Schwellenängste groß sind. "Es ist kein Makel, die Hilfe eines Mediators in Anspruch zu nehmen. Diese Variante der Konfliktbewältigung sollte zu einem Stück Normalität werden", wünscht sie sich. Beratungstermine können unter der Bautzener Rufnummer (03591) 4 31 84 vereinbart werden. Die AWO-Beratungsstelle bietet darüber hinaus auch Beratungsgespräche für einzelne Elternteile, für Kinder und Jugendliche an.