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die Fragen der arte-Redaktion "Forum der Europäer" vom 19.02.2005
mit Antworten von vaeter-aktuell:
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arte Themenabend
Wenn Vater sich rachen
Dienstag, 22. März 2005 um 20:40
Wiederholungen :
23.03.2005 um 15:10
Gemeinsames elterliches Sorgerecht
Im Namen der Frauen?
Medien und Väterorganisationen stellen
Kinderbetreuung gern wie ein althergebrachtes Vorrecht der Mütter
hin. Tatsächlich aber wird Frauen das Sorgerecht für ihre eigenen
Kinder erst seit 100 Jahren übertragen. In Europa wurden die Kinder
bei Trennung der Eltern durch Scheidung oder im Todesfall bis zu Beginn
des 20. Jahrhunderts automatisch dem Vater bzw. dessen Familie zugesprochen.
Dieser konnte die Kinder jeder beliebigen Frau (der Großmutter, einer
Amme oder der neuen Ehefrau) anvertrauen - oder sie im Stich lassen.
Das von der Frauenbewegung geforderte Recht
auf Scheidung und die zunehmende Berücksichtigung der Belange des
Kindes veranlassten die Gerichte allmählich, den Müttern – bei
untadeligem Lebenswandel – im Falle der Scheidung die Möglichkeit
des Sorgerechts zuzuerkennen.
In den 50er-Jahren tauchte in England mit
den split orders eine Art „Vorläufer“ des gemeinsamen elterlichen
Sorgerechts auf: Wurde eine Frau als „Rabenmutter“ eingestuft, durfte sie
lediglich für das leibliche Wohl ihrer Kinder aufkommen, während
das elterliche Sorgerecht (Entscheidungsbefugnis über die religiöse
Erziehung, Bildung usw.) den Vätern vorbehalten war.
In Frankreich galt auch bei zusammen lebenden
Eltern ausschließlich die „väterliche Macht“ (puissance paternelle),
bis 1970 (per Gesetz vom 4. Juni 1970) der Begriff der gemeinsamen elterlichen
Sorge eingeführt wurde. In Quebec wurde dieser Begriff erst 1980 und
in Marokko 2004 gesetzlich verankert.
In den 70er-Jahren verbreitete sich im
Zuge der zweiten Emanzipationswelle die Auffassung, Mutter und Vater sollten
sich die Aufgabe der Kinderbetreuung teilen. Indem die Frauenbewegung den
Vätern ein stärkeres Engagement abverlangte, half sie den Männern,
das althergebrachte Rollenklischee des Familienversorgers über Bord
zu werfen und eine engere Beziehung zu ihren Kindern einzugehen. Allmählich
begannen die Väter, sich stärker an Kindererziehung und -betreuung
zu beteiligen. So entstand in den 80er-/90er-Jahren das durch Film und
Fernsehen rasch verbreitete Bild des „neuen Vaters“.
Parallel dazu entwickelte sich - ebenfalls
unter dem Einfluss der Frauenbewegung – in den meisten westlichen Demokratien
das Konzept der Geschlechtergleichheit. Geschlechtsbedingte Diskriminierung
sollte aus den Gesetzestexten verbannt werden. In Verlängerung dieses
Gleichheitsstrebens wurden die Begriffe „Vater“ und „Mutter“ in den Gesetzen
schließlich durch das geschlechtsneutrale Konzept „Eltern“ ersetzt.
Die vor der Trennung rechtlich gleichgestellten „Eltern“ müssen dies
auch nach einer Scheidung sein.
Doch obwohl die rechtliche Gleichstellung
zwischen Mutter und Vater Ende des 20. Jahrhunderts gestärkt wurde,
belegen die Statistiken eine anhaltende Asymmetrie zwischen den Geschlechtern:
Denn der Großteil der Kinderbetreuung wird nach wie vor nur einem
Elternteil übernommen, nämlich von der Mutter. In Europa widmen
Väter jedem ihrer Kinder im Durchschnitt nur 15 Minuten pro Tag. Auch
was den Haushalt anbetrifft, sprechen die Zahlen für sich: In einer
Familie mit einem Kind widmet die Mutter dem Haushalt täglich 3 bis
4 ½ Stunden, bei zwei Kindern sind es 5 und bei drei Kindern 5 ½
Stunden. Ein Vater arbeitet unabhängig von der Anzahl der Kinder täglich
nur anderthalb Stunden im Haushalt. Zwischen zusammen lebenden Eltern ist
die Hausarbeit also sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der Art der geleisteten
Arbeit ungleich verteilt: Der Vater spielt mit den Kindern und kontrolliert
die Hausaufgaben, auch das Fläschchen gibt er gern, doch zubereitet
und sterilisiert wird es meistens von der Mutter, die auch daran denkt,
das Milchpulver zu kaufen. Und wenn die Väter das Baby baden, säubert
die Mutter danach die Badewanne, wischt den Boden und wäscht die Handtücher.
Auch für die gesamte „Logistik“ der Kinderbetreuung (Schulbrote schmieren,
Termin beim Logopäden vereinbaren usw.) ist meist die Mutter zuständig.
Vor diesem Hintergrund nahm im Verlaufe
der 80er-Jahre in den westlichen Ländern das Modell des gemeinsamen
Sorgerechts nach einer Scheidung Gestalt an. Eine Arbeitsteilung vor der
Trennung war dafür keine Voraussetzung. 1979 machte Kalifornien den
ersten Schritt und führte die Möglichkeit des gemeinsamen Sorgerechts
nach einer Scheidung ein. 1998 wurde auch in Deutschland das gemeinsame
Sorgerecht verankert, Frankreich gestattete 2002 die abwechselnde Betreuung
von Scheidungskindern, in Belgien soll dieses Modell 2005 geprüft
werden.
www.arte-tv.com/de/813694.html
Wenn Vater sich rachen
Der Themenabend wendet sich gegen die landläufige
Auffassung, dass Rechtsprechung und Gesellschaft Männer bei Scheidung
oder Trennung benachteiligen. Die Beiträge zeigen unter anderem die
Schwierigkeiten von Frauen, die Gewalt in der Ehe erfahren mussten, das
alleinige Sorgerecht für ihre ebenso bedrohten Kinder zu erhalten,
und berichten von der offensiven Lobbyarbeit selbsternannter "Männerrechtler".
Seit Jahr und Tag beschäftigen sich
die verschiedenen Medien mit dem angeblichen Unrecht, unter dem Väter
bei Trennung und Scheidung leiden müssen. Vertreter von Väterorganisationen
sitzen in jeder Talk-Show. Dagegen kennt man keine Mütterorganisationen.
Haben allein erziehende Mütter nicht die Zeit, sich für Ihre
Interessen zu organisieren? Die Kampagne der organisierten Väter hingegen
fruchtet: In der öffentlichen Wahrnehmung herrscht die Auffassung,
dass Gesetz und Gesellschaft Männer bei Trennung und Scheidung diskriminieren.
Das Paradoxe daran: Die europäischen Gesetzgeber haben die rechtliche
Situation der getrennten Väter seit Ende der 90er Jahre auf Kosten
der Mütter enorm gestärkt. Konflikte in Trennungsfamilien werden
zurück ins Private verwiesen. Völlig ausgeblendet wird dabei,
dass Trennungsphasen oft genug Lebensgefahr für Mütter und Kinder
bedeuten. Die häusliche Gewalt steigt nach einem für das EU-Parlament
gefertigten Bericht signifikant an. Allein in Deutschland starben im Jahr
2004 fast 300 Frauen durch die Hand ihres Ex-Partners, in Frankreich war
die traurige Quote nur wenig niedriger. Der Themenabend zeigt, welche Qualen
das gemeinsame Sorgerecht in zerbrochenen Familien verursachen kann.
www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=455014,day=4,week=12,year=2005.html
Trennungsdramen
Dokumentation, Deutschland 2004, Erstausstrahlung
Regie: Claudia Dejá
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland
geht der Gesetzgeber davon aus, dass es gut für die Kinder getrennt
lebender Eltern ist, Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben. Dabei bleibt
häufig unberücksichtigt, wie schwierig das Verhältnis der
Eltern zueinander war oder noch ist. Im Film berichten Frauen von ihren
dramatischen Trennungserfahrungen, ihrem Kampf um das alleinige Sorgerecht
und darum, sich und vor allem die Kinder vor einem gewalttätigen Mann
zu schützen.
In Frankreich existiert seit 2002 die garde
alternée, die abwechselnde Betreuung der Scheidungskinder. Man geht
davon aus, dass ein Kind keinen Lebensmittelpunkt braucht, sondern dass
die Beziehung zur Mutter und die zum Vater als gleichrangig zu bewerten
ist. Viele Jungen und Mädchen haben damit große Probleme. Und
die getrennten Eltern müssen in der Lage sein, sich darüber einigen
zu können, was für Gegenwart und Zukunft ihrer Kinder gut ist.
Auch in Deutschland ist die gemeinsame elterliche Sorge nach der Trennung
der Regelfall. So legt es das seit 1998 geltende Kindschaftsrecht fest.
Es klammert die vielen Fälle aus, in denen Eltern verfeindet sind,
die Beziehungen schwer gestört sind und Gewalt eine Rolle spielt.
Jede vierte Frau kämpft in Deutschland inzwischen vor Gericht um das
alleinige Sorgerecht für die Kinder, das jedoch nur in "gut begründeten
Ausnahmefällen" gewährt wird. Hat man einer Mutter die alleinige
Sorge zugesprochen, wartet der nächste Kampfschauplatz auf sie: der
Streit mit dem Exmann um den Umgang mit den Kindern. Das gültige Recht
geht davon aus, dass der Kontakt zwischen Vater und Kind für das Kind
immer gut ist. Dies gilt selbst bei Vätern, die Gewalt gegen die Mutter
ausgeübt haben, sie terrorisieren, die Alkoholiker sind, sich vorher
nie um das Kind gekümmert haben oder vor denen die Kinder Angst haben.
Im Film erzählen Frauen aus Deutschland und Frankreich, wie ihre Kinder
gegen ihren Willen gezwungen werden, den Vater zu sehen. Sie geben Auskunft
über Gutachter und Gerichte, die unabhängig von der Eignung des
Vaters den Kontakt für notwendig halten und die Gewalterfahrungen
als "zu klärende Familienstreitigkeiten" abtun.
www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=469332,day=4,week=12,year=2005.html
In Nomine Patris
Dokumentation, Deutschland 2004, Erstausstrahlung
Regie: Myriam Tonelotto, Marc Hansmann
Die Dokumentation ist eine kritische Auseinandersetzung
mit der internationalen Väterrechtsbewegung. Deren Ziel sei weniger
das Wohl der unter Trennung und Scheidung leidenden Kinder als vielmehr
die Schwächung von Frauenrechten mit allen zur Verfügung stehenden
Mitteln - so die These der Autoren.
Die These der Autoren lautet, dass eine
Gruppe von Reaktionären im Namen einer Mehrheit von liebenden und
verantwortungsvollen Vätern deren legitime Interessen missbraucht,
um Frauen und ihre Rechte öffentlich zu diskreditieren. Propagiert
wird, die Beziehungen von Vätern und Kindern auch bei Trennung und
Scheidung zu bewahren und zu schützen. Doch im Mittelpunkt steht nicht
das Wohl der Kinder. In Wirklichkeit attackieren die Väterorganisationen
die Errungenschaften der Frauen: das Recht auf Scheidung, das Recht auf
geografische und berufliche Mobilität, das Recht auf Abtreibung und
Schutz vor ehelicher Gewalt. In einem Netzwerk organisiert und durch das
Internet miteinander verbunden, prägen die "Männerrechtler",
die sich zunächst in den USA und Kanada zusammentaten, seit einigen
Jahren verstärkt den Diskurs in Deutschland und Frankreich. Sie betreiben
eine offensive Lobbyarbeit und treten stets sehr medienwirksam auf. So
gingen im September 2004 die Bilder von der Besetzung des Buckingham Palastes
durch einen als Batman verkleideten Aktivisten um die Welt. In der Dokumentation
stellen Soziologen, Psychiater und Politiker dieser neuen Ideologie, die
den Mann zum Opfer stilisiert, eine Analyse gegenüber, in der sie
die wahren, rachsüchtigen Absichten der "Männerrechtler" enthüllen.
www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=469334,day=4,week=12,year=2005.html
Gesprächsrunde
Die Teilnehmer werden zu einem späteren
Zeitpunkt bekannt gegeben
www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=469335,day=4,week=12,year=2005.html
tvinfo.de
tvtv.de
klack.de
prisma-online.de/tv