Gleiche Chancen für Frauen und Männer in der Erwerbs- und Familienarbeit

"Gleiche Chancen für Frauen und Männer in der Erwerbs- und Familienarbeit" - unter diesem Motto findet am 15. und 16. Mai im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft das Informelle Treffen der EU-Gleichstellungs- und Familienministerinnen und -minister in Bad Pyrmont statt. Unter anderem im Fokus: Rollenbilder im Wandel, Allianzen mit der Wirtschaft, Frauen und Väter in Führungspositionen sowie die Förderung von Frauen und Kindern mit Migrationshintergrund. Alle vier Themen werden jeweils aus gleichstellungs- und familienpolitischer Sicht diskutiert.

(1) Rollenbilder im Wandel - neue Herausforderungen für Männer: In den letzten Jahrzehnten haben sich alte Rollenzuweisungen zugunsten vieler verschiedener Rollenbilder aufgehoben: die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter ist ebenso nicht mehr aktuell wie die Rolle des Mannes als alleiniger Familienernährer. Frauen und Männer sehen insbesondere Männer nicht mehr länger nur als Ernährer, sondern vor allem als gleichberechtigte Erzieher ihrer Kinder. Deshalb ist das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für Väter stärker in den Vordergrund gerückt. Die europäischen Ministerinnen und Minister werden in diesem Kontext folgende Fragen diskutieren: Wie sieht eine moderne Gleichstellungspolitik aus, die den Rollenwandel von Frauen und Männern aktiv unterstützt" Welcher Bedingungen bedarf es, damit junge Frauen und Männer sich ihre Wünsche nach Kindern und Familie erfüllen und mit ihrem Beruf in Einklang bringen können" Wie können die Orientierungsfragen junger Menschen bezüglich ihrer Lebensplanung und Rollenunsicherheit aufgegriffen und beantwortet werden"

(2) Allianzen mit der Wirtschaft: Angesichts der demographischen Entwicklung gewinnen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zur stärkeren Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist eine familienfreundliche und frauengerechte Arbeitswelt ein wesentlicher Teil nachhaltiger Familien- und Gleichstellungspolitik und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Es geht deshalb auch um die Frage, wie strategische Allianzen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften die Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen in der Arbeitswelt fördern können. Gleichzeitig gilt es auch zu diskutieren, welchen Beitrag eine gleichberechtigte Teilhabe an der Familienarbeit und der Kindererziehung zur Erreichung des Ziels besserer Entgeltgleichheit leistet.

(3) Frauen und engagierte Väter in Führungspositionen: EU-weit lag der Anteil von Frauen in Management-Positionen 2006 bei durchschnittlich 30 Prozent, wobei sich die Werte in den Mitgliedstaaten zwischen 23 Prozent und 43 Prozent bewegen. Insbesondere Frauen mit Kindern sehen sich in vielen Ländern Europas in ihren Aufstiegschancen begrenzt. Aber auch für Männer ist es häufig schwer, Familie und Karriere zu vereinbaren. Wer als Vater Elternzeit nimmt oder seine berufliche Präsenz auch an den Bedürfnissen der Familie orientiert, muss befürchten, den Anschluss an die Karriere der kinderlosen oder nach traditionellem Familienmodell lebenden Kollegen zu verpassen. Wie können die Potenziale von gut qualifizierten Frauen und Männern, die sich neben dem Beruf auch der Familie widmen, besser genutzt werden" Woraus genau besteht die "gläserne Decke", die Frauen den Zutritt zu den Führungsetagen versperrt" Diese und weitere Fragen werden die Ministerinnen und Minister auf ihrer Tagung beschäftigen.

(4) Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund - Partizipation in Gesellschaft und Beruf: Schließlich wird es auf dem Treffen um die Verbesserung der Lebens- und Erwerbssituation von Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund gehen. Eine stärkere Partizipation von Migrantinnen in Politik und Gesellschaft sowie eine besondere Förderung von Chancengleichheit im Erwerbsleben können für eine bessere und breitere Akzeptanz von Gleichberechtigung der Geschlechter als Grundwert innerhalb der Migrantengemeinschaften sorgen. Dies kommt auch der Integration der Kinder unmittelbar zugute.

Die besondere Ausrichtung der Gleichstellungspolitik auf die Bedürfnisse der Migrantinnen ist einer der interessantesten Aspekte der Roadmap der EU-Kommission zur Gleichstellung 2006-2010. In enger Kooperation mit den Herkunftsländern können Integrationsbarrieren, die sich aus tradierten Männer- und Frauenbildern in Migrantenfamilien ergeben, überwunden werden.

Die Ministerinnen und Minister werden bei dem Treffen vor allem folgende Fragen diskutieren: Wie muss eine geschlechtersensible und zielgruppenspezifische Ausrichtung der Politik aussehen, die doppelte Diskriminierung von Migrantinnen vermeidet" Wie können im interkulturellen Dialog Rollenvorstellungen thematisiert und unterschiedliche Integrationsherausforderungen für Frauen und Männer bewältigt werden" Wie kann Migration als Familienprojekt gelingen und können Potenziale der Familie zur Integration erschlossen werden"

Quelle: Newsletter "Im Blick: Frauen.Männer.Gleichberechtigung" Nr. 2,2007 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend








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