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Mitgefühl und Blasentee

Elmar Schütze

An diesem Sonnabend ist Welttag des Mannes. Halt! Bitte zwänge sich jetzt niemand in einen albernen Ringelbadeanzug, besteige einen Kremserwagen und gieße sich auf dem Weg durch Grunewald oder Wuhlheide rasch Hochprozentiges ins Gehirn. Es ist für solche Aktivitäten ganz entschieden zu frisch.

Der Welttag des Mannes ist eine Erfindung von besorgten Männerforschern, genannt: Andrologen, der Uni Wien. Die fordern so Dinge wie: Mann muss auch mal Gefühle zeigen. Genau das wollen wir an unserem Feiertag jetzt tun. Gefühle? Kein Problem. In einem sind wir besonders gut: Im Bedauern. Zeigen wir also Mitgefühl. Zum Beispiel mit den Frauen, insbesondere den jungen.

Denn: Ihr seid doch viel zu dünn angezogen! So wie die gerade mal 20-Jährige neulich morgens auf einem S-Bahnhof bei fünf Grad Celsius. Sie trug ein knappes Top mit Spagetti-Trägern und kämpfte mit ihrer Gänsehaut. Und so wie die Kundinnen eines besonders angesagten Klamottenladens, wie eine Kollegin versichert. Fast alle Kleidungsstücke, die hier zu haben sind, enden am Nabel. Das ist sicher sehr schön, aber doch so verdammt ungesund. Und was bringt’s am Ende? Wir dürfen dann wieder den Nieren-Blasentee kochen. Und zur Feier unseres Tages ganz viel Mitgefühl zeigen.
 

03.11.2001
www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/berlin_berlin/.html/88811.html

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Jungs, heute ist der Welt-Männertag!

BERLIN - Ach, diese Spezies hat's schwer. Stirbt sieben Jahre früher als die Weibchen seiner Art. Isst ungesünder. Erkrankt häufiger an Krebs. Und bekommt einfach zu wenig Aufmerksamkeit. Heute aber soll das anders sein - am "Welttag des Mannes".

Die Stadt Wien und die Gorbatschow-Stiftung riefen vor einem Jahr den 3. November als Ehrentag aus. Jetzt veranstaltet die Uni Wien den "Ersten Weltkongress für Männergesundheit" mit 300 Ärzten und Forschern. Doch was weiß die Welt eigentlich über die XY-Chromosomenträger? Die Münchner Autorinnen Karin Hertzer und Christine Wolfrum räumen mit Irrtümern auf.

"Das starke Geschlecht". Von wegen! Schon im Mutterleib haben männliche Föten ein größeres Risiko zu sterben. Viele Erbkrankheiten treffen vor allem Jungs. Und das Sexualhormon Testosteron schwächt zeitlebens die Widerstandskraft.

"Das untreue Geschlecht". Seitensprünge sind keine Männersache, auch zwei Drittel der Frauen sind für Affären offen. Beweis: Jedes zehnte Kind ist nicht vom angeblichen Papa.

"Das aggressive Geschlecht". Uni-Studien ergaben: Frauen fahren genauso aggressiv und dicht auf. Und werden mit zunehmendem Erfolg im Beruf immer agressiver - während Männer ruhiger werden.

"Das stille Geschlecht". Männer reden gern über Kollegen und Promis - nur nennen sie es nicht Klatsch, sondern Informationsaustausch.

"Das ignorante Geschlecht". Stimmt nicht. Frauen glauben zwar von sich selbst, einfühlsamer zu sein als Männer. Doch in Studien zeigen sich kaum Unterschiede.

Im Internet: www.wcmh2001.com
 

03.11.2001
www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_kurier/vermischtes/.html/artik2.html

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Feuilleton
Rainer Balcerowiak
Welttag der Männer
Gorbatschows vielleicht letzter Streich

Gedenk- und Feiertage dienen zu allererst Blumen- und Devotionalienhändlern, Feuilletonautoren und Gastronomen zur kräftigen Umsatzsteigerung. Dank der inflationären Ausrufung solcher Pseudoevents – selbst Ekelvereine wie die Vertriebenenverbände haben einen eigenen Feiertag – droht sich dieser Effekt jedoch zu verflüchtigen. Der erst im letzten Jahr von zwei zwielichtigen Organisationen namens »Gorbatschow-Foundation« und »Stadt Wien« für den ersten Sonntag im November ausgerufene »Welttag der Männer« dürfte den Festkalender auch nicht entscheidend bereichern. Wie begeht man also angemessen einen Männerfeiertag? Etwa wie den deutschen Vatertag im Mai, der als Freibrief für ungehemmtes Kampftrinken und Randalieren herhalten muß? Oder eher wie im Luftraum über Kabul und Kandahar, wo so richtig toughe Männer nicht nur am Welttag der Männer die Sau rauslassen.

Nun ist nicht jeder Mann Säufer oder Kampfbomberpilot. Aber ein bißchen Flagge zeigen, sollte wohl erlaubt sein. An 364 Tagen im Jahr werden wir gemahnt und gegängelt. Wir sollen besser zuhören, im Sitzen pinkeln, im Haushalt helfen, sensibler sein und den ganzen Schmarrn. Doch wenigstens einmal im Jahr, diesmal am 4. November, sollte Schluß mit Lustig sein. Wir werden das Klo einsauen, nicht zuhören, das Geschirr stehen lassen und rumpoltern. Das tun wir zwar sonst meistens auch, doch am 3. November, Gorbatschow und der Stadt Wien sei Dank, haben wir sogar das verbriefte Recht darauf.
 

03.11.2001
www.jungewelt.de/2001/11-03/023.php

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Welttag des Mannes für das wahre schwache Geschlecht
 

ddp München - Mann hat's schwer. Er stirbt im Schnitt sieben Jahre früher als eine Frau. Er ernährt sich ungesund. Er erkrankt häufiger an Krebs. Er bekommt einfach zu wenig Aufmerksamkeit, beklagen die Initiatoren des heutigen «Welttags des Mannes». Ins Leben gerufen wurde er im vergangenen Jahr auf Anregung der Stadt Wien und der Gorbatschow-Foundation. Hilfestellung leistet da ein neues Buch der Münchner Autorinnen Karin Hertzer und Christine Wolfrum. In ihrem «Lexikon der Irrtümer über Männer und Frauen» (Eichborn Verlag) erforschen sie mit viel Humor anhand von aktuellen Erkenntnissen der Verhaltensforschung, Psychologie, Genforschung und Biologie sowie auf der Grundlage von Umfragen und Statistiken, warum Männer und Frauen sind, wie sie sind - und manchmal auch ganz anders.

So ist das starke Geschlecht eigentlich ganz schön schwach. Schon der männliche Fötus trägt ein größeres Risiko, im Mutterleib zu sterben. Viele Erbkrankheiten treffen vor allem Jungen. Und Entwicklungsstörungen wie Leseverzögerung, Hyperaktivität, Stottern und Autismus treten bei Jungen drei- bis vier Mal häufiger auf. Einmal erwachsen, ist es nicht viel besser. Denn das männliche Sexualhormon Testosteron schwächt Forschungen zufolge nicht nur die Widerstandskraft des Körpers gegen Infektionskrankheiten und Krebs, sondern beschleunigt offenbar auch den Alterungsprozess. Und wenn ihm Frau mangelndes Einfühlungsvermögen vorwirft, kann Mann nun entgegenhalten: Stimmt gar nicht. Frauen glauben zwar von sich selbst, sie seien einfühlsamer als Männer. In Studien zeigten sich hingegen kaum Unterschiede.

Der Seitensprung ist im Übrigen auch keine reine Männersache. Eine Erhebung ergab kürzlich: Sowohl bei den Männern wie bei den Frauen können sich zwei Drittel einen Seitensprung vorstellen. Ein britischer Biologe ermittelte, dass jedes zehnte Kind nicht von dem Mann ist, der glaubt, der Vater zu sein.

Dass Männer aggressiver Auto fahren als Frauen, konnten Verhaltensforscher ebenso wenig beweisen. In den USA stellte man sogar fest, dass die Aggressivität im Straßenverkehr bei Frauen zunimmt, je erfolgreicher sie im Beruf sind.

Das Buch untersucht auch Klischees über Frauen. So irrt, wer Klatsch und Tratsch für Frauensache hält. Männer reden genauso gern über Kollegen, Chefs oder auch Prominente - nur nennen sie es Informationsaustausch.

Ganz zurecht klagen übrigens viele Frauen, dass ihre Männer ihnen nicht zuhören. Mann kann gar nicht anders, wie nach den Recherchen der Autorinnen jüngste neurologische Erkenntnisse vermuten lassen. Denn beim Mann konzentriert sich beim Zuhören die Gehirnaktivität auf den linken Schläfenlappen, während bei Frauen auch die rechte Gehirnhälfte aktiv ist. Die Folge: Sprachverarbeitung läuft bei Mann und Frau unterschiedlich ab. Und Männer können deshalb zum Weltmännertag mit gutem Gewissen fordern: «Jetzt müssen Frauen zuhören lernen.»

03.11.2001
morgenpost.berlin1.de/bm/inhalt/heute/aus_aller_welt/story473733.html

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W E L T - M Ä N N E R T A G

Außen hart und innen ganz weich

Auf seiner Hompage präsentiert sich der internationale Männerverband pünktlich zum Welt-Männertag als stark, gesund und weise.

München - Auch Männer haben - postfeministisch - eine Lobby. Am Samstag, den 3.11.2001 ist der "Welttag des Mannes". Auf die Idee, diesen Gedenktag auszurufen, kamen der Autor Georg Kindel und Prof. Siegfried Meryn von der Universität Wien, der auch Vorsitzender des ersten Weltkongresses für Männergesundheit (2. bis 4. November) in Wien ist.

Pünktlich zum morgigen Welt-Männertag rückt ein besondere Website in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses: Auf der Seite mensworldday.inca.at/main.htm werden unter anderem besonders herausragende Exemplare des starken Geschlechts gekürt.

In der Kategorie "Männer des Jahres" gewannen die New Yorker Feuerwehrleute den World Award 2001. Als besonders sozial wird Steven Spielberg angesehen, Dolce & Gabbana haben sich um die männliche Kleidungskultur verdient gemacht. Auch zwei Deutsche befindet sich in dem illustren Kreis: Hans-Dietrich Genscher ist der Mann des Weltfriedens, Günther Jauch wurde der Special Award 2001 für seine Verdienste im Show-Business verliehen.

Auch von weiblicher Seite findet die Innitiative Unterstützung: Männer haben sich einen eigenen Gedenktag verdient. Das meint zumindest die Münchner Journalistin Karin Hertzer, die mit ihrer Kollegin Christine Wolfrum in einem Lexikon 232 Irrtümern über Männer und Frauen nachgeht.

Hier einige Antworten auf die immer wieder gleichen Fragen, beantwortet von Karin Hertzer:

Sind Männer wehleidiger als Frauen? "Männer jammern eher über kleine Wehwehchen. Im Ernstfall aber gehen sie erst zum Arzt, wenn es schon fast zu spät ist."

Sind Frauen die besseren Chefs? "Frauen und Männer eignen sich gleich gut. Es gibt aber Untersuchungen, die besagen, dass Frauen mit weniger Mitarbeitern bessere Leistungen erwirtschaften."

Können Männer besser den Stadtplan lesen? "Frauen lesen den Stadtplan anders. Männer sind außerdem zu stolz, anzuhalten und nach dem Weg zu fragen. Frauen wissen sich zu helfen und fragen. Und kommen zum Ziel."

Müssen Männer im Sitzen pinkeln? "Eine Umfrage im Bekanntenkreis ergab: Von 74 Männern pinkeln 51 im Stehen, 19 im Sitzen, 3 wechseln die Position und 1 Mann kniet - letzteres klappt aber wohl nur bei sehr großen Männern."

Ist der "neue", verständnisvolle Mann im Kommen? "Das ist wahrscheinlich ein Wunschtraum von Frauen. Einer Studie zufolge sind 37 Prozent der Männer ob ihres Types "unsicher". 19 Prozent gehören zu den "neuen Männern" und 19 Prozent zu den "traditionellen". Im Kommen ist der "pragmatische" Typ mit 25 Prozent - er versucht, sich den Gegebenheiten anzupassen, liebäugelt aber mit der traditionellen Rolle. Diese Position ist eben einfach und bequem."

ks

02.11.2001
www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,165669,00.html

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Heute Schwachsein erlaubt: Ein Tag fürs starke Geschlecht

Der Weltmännertag hat sich in der Collm-Region noch nicht herumgesprochen

Region Oschatz. Irgendwann Ende des vergangenen Jahrtausends haben sich Männer in Wien, bei der Gorbatschow-Foundation und beim Österreichischen Fernsehen folgendes gedacht: So geht's nicht weiter! Während Frauen seit knapp 100 Jahren ihren Frauentag im März feiern, haben Männer keinen echten Ehrentag. Von Himmelfahrt mal abgesehen. Deshalb haben sie 2000 den 3. November zum weltweiten "Tag des Mannes" erklärt.

Nun wird er jährlich begangen, und einen extra Preis, den World Award gibt's auch. In Wien bekommen ihn an diesem Sonnabend zum Beispiel Günther Jauch und Hans-Dietrich Genscher für ihre Leistungen verliehen. Hintergrund der Aktion sei, auf gesundheitliche, politische und soziale Probleme hinzuweisen. "Männer sterben durchschnittlich sieben Jahre früher als Frauen, haben häufiger Krebs und sind anfälliger für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen", sagt Organisator Georg Kindel. Er verlangt, dass sich mehr spezielle Männerärzte etablieren.

Männertag: auch eine gute Gelegenheit, sich von den Ehefrauen/Freundinnen einen Tag lang verwöhnen zu lassen. Oder ausgiebig Sport zu treiben, Bowlen zu gehen oder mit Kumpels in der Stammkneipe gemütlich alle wichtigen Männer-Themen zu besprechen: Fußball, Autos, Aktien, Fußball.

Doch bei den Gastronomen in der Collm-Region scheint sich der Tag fürs starke Geschlecht bisher wenig herumgesprochen zu haben. Swen Radtkes Reaktion auf die OAZ-Anfrage steht stellvertretend für Antworten mehrerer Gastwirte und Hotelbetreiber in der Region. "Davon höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich dachte immer, dass Himmelfahrt der klassische Männertag ist", sagte der Inhaber der Gaststätte und Bowlingbahn "Neues Forsthaus" am Fliegerhorst. Ihm erscheint es wenig sinnvoll, Aktionen für Männer-Cliquen in seiner Gaststätte zu starten, wenn keiner den Tag kennt. Bislang habe auch noch keiner nachgefragt. Da sei der Frauentag schon was ganz anderes: "Natürlich bekommt da jede Besucherin eine Rose geschenkt."

Jörg Asse, Inhaber von vier Kneipen in Mügeln und Riesa, musste erst einmal lachen, als er vom Thema hörte: "Das ist ja eine coole Idee. Himmelfahrt wird zwar immer ordentlich als Männertag gefeiert, aber warum sollte man(n) das nicht an einem besonderen Tag wie dem 3. November tun und den Feiertag im Mai anders nutzen?" Der Irish-Pub-Inhaber hat an diesem Sonnabend allerdings schon anderes vor: "Ich feiere den zehnten Pub-Geburtstag." Den Weltmännertag will er nicht in sein Fest einbeziehen. "Aber für nächstes Jahr überlege ich mir eine Aktion und schreibe mir den Termin gleich in den Kalender", versprach Asse.

K. König

Internet: www.mensworldday.inca.at/deutsch/main.htm
 

03.11.2001
http://www.lvz-online.de/lvz/zeitung/news/84445.html

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Herr, gib mir Haar!
Zum „Weltmännertag“ bekämpft Uwe Ochsenknecht erneut die Glatzenbildung

Männer, herhören. Heute ist Männertag. Männertag? Ja. Nicht Vatertag, nicht Tag der missachteten Nutzpflanze oder des armen Schweines... oder eben doch. Denn dass Männer arm dran sind, das sang uns nicht erst Grönemeyer. Frauen wussten schon längst, dass Männer das schwächere Geschlecht sind, spätestens seit der paradiesischen Apfelattacke. Inzwischen aber ist es auch wissenschaftlich erwiesen: Männer leben kürzer, essen fetter, baggern wie verrückt, um Geld zu scheffeln, Frauen aufzureißen und Karriere zu machen. Und sie leiden. Unter Haarausfall vor allem. Leiden wirklich. Innerlich. Wie die Hunde. Irgendwie muss sich da in den Hirnen das Samsonsyndrom festgesetzt haben, das Manneskraft mit Haarwuchs verknüpft.

Was tun also? Den Kopf gleich ganz rasieren? Oder kunstvoll das noch verbleibende Haar über die Kahlfläche verteilen? Entweder indem man a , das Seitenhaar von links nach rechts (geht auch umgekehrt) über die leere Fläche führt und es irgendwie überm rechten/linken Ohr befestigt. Oder man wendet, sofern Hinterhaupttonsur und Stirnglatze noch nicht nahtlos ineinander übergehen, b, die Vorwärtsmethode an, kämmt das Hinterhaupthaar in radikalem Schwung stirnwärts. Ein Verfahren, dem neben anderen Leidensgenossen von Film, Funk und Fernsehen auch Uwe Ochsenknecht zuneigt.

Ja, Uwe, von ihm muss nun die Rede sein; sein kleines kahles Geheimnis vor aller Welt enthüllt werden. Keiner versteht so gut wie er, bei so geringer Substanz überzeugend den Strubbelbär zu geben. Aber Uwe ist nicht nur bekennender Haarausfäller, sondern seit einem Jahr auch Botschafter der „Initiative pro Haar“. Und die wiederum hat den vor zwei Jahren in Österreich erfundenen Männertag zum Anlass einer neuen Wachstums-Offensive genutzt, will heißen einer Pressekonferenz.

An der nehmen noch teil ein Doktor der Urologie und ein Professor der Dermatologie, die sich zum Quantensprung in der Haarforschung äußern. Außerdem ein modisch gegelter Moderator, der einmal uns Uwes blonden Strubbelkopf zu streicheln ansetzt. Da wird Uwe aber richtig böse. Solche Nähe mag er nicht. Überhaupt scheint ihm die ganze Veranstaltung in der Mälzerei des Hofbräu einigermaßen auf den Geist zu gehen. Kann’s sein, dass ihn seine Mission als Haarbeauftragter langweilt? Oder warum verlässt er uns so schnell? Kaum fahren die Kameraleute ihre Lichter ein, ist er davon – mit oder ohne Haar. Elisabeth Bauschmid
 

03.11.2001
www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel92470.php

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Mann sein! Aber wie?

Sie hätten Sie sich ruhig noch mal rumdrehen können, wenn Sie ein Mann sind. Denn es ist Weltmännertag...

Von Julius Hermann

.. Aber wo der Tag schon läuft, sollten Sie jetzt schnell überlegen, wie Sie Ihren Lieben wenigstens einmal im Jahr eins klar machen: dass Sie ein ganzer Kerl sind

Jawoll, das Wochenende gehört uns. Wenigstens dieses eine. Am 3. November, ist Welt-Männertag. Oder Weltmänner-Tag? Immerhin ist Michael Gorbatschow Schirmherr vom Ganzen. Kein Wunder, seitdem der die Schirmherrschaft über die Sowjetunion abgegeben hat, ist eine Menge Luft im Terminkalender.

Sei's drum. Eigentlich geht es am Weltmännertag um unsere schwächelnde Gesundheit als Spezies, ständig bedroht von Verfettung, Herzinfarkt und Stress. Aber dass wir kürzer leben als die Frauen, wollen wir jetzt nicht hören. Und ein Trimmrad kaufen wir uns auch nicht, denn wir fühlen uns heute ziemlich kernig. Kurz und knapp: Weltmännertag, das heißt, dass heute einmal wir, die Männer, machen dürfen, was wir wollen.

Aber was bloß?

Etwas Beeindruckendes muss es sein, klar, so richtig mit der Faust auf den Tisch. Dass die Tassen tanzen. Dass es für die restlichen 364 Frauentage im Jahr vorhält. Ja, das wär's. Also: Wir könnten . . ., wir könnten . . ., wir könnten heute die Spülmaschine nicht ausräumen. Gut, dass machen wir sonst auch nicht so richtig oft. Aber diesmal entschuldigen wir uns noch nicht einmal dafür. Nicht übel, was? Oder wir stauchen richtig zünftig die Kinder zusammen; für all die Male, wo wir tief in der Nacht mit der Wärmflasche in der Hand mit dem nackten Fuß auf einen Lego-Stein getreten sind und vor Schmerzen Sterne sahen. Rache für alle die Demütigungen, als wir unseren Jungs erklären wollten, wie Bleistifte gemacht werden, und sie es schon aus der "Sendung mit der Maus" längst viel besser wussten. Richtig Rache für . . ., aber dann kriegen die Kerle vielleicht doch einen kleinen Schreck, beschweren sich bei ihrer Mutter und werden erst recht nie richtige Männer. Oh, oh, so einfach ist das alles nicht mit unserem Tag.

Vielleicht gehen wir doch lieber auf den Tipp des (unverheirateten) Kollegen ein und veranstalten eine regelrechte Fußballorgie vor dem Fernseher, inklusive Abstiegsduell in der Zweiten Liga. Nur leider haben die Weichmänner von Sat 1 die "Ran"-Sendung von 20.15 Uhr wieder nach vorn gezogen; auf eine Zeit, wo die Damen vom Shoppen in der Stadt noch nicht zurück sind. Guckt folglich keine Frau händeringend zu, wenn wir das Sofa planvoll mit Chips zubröseln. Wenn aber niemand zuschaut, macht es keinen Eindruck: Es ist zum Verzweifeln. Jetzt hat man schon einen Tag nur für Männer erfunden, und es fällt uns nichts ein, was wirklich männlich wäre.

Oder, halt. Wir verlegen uns aufs Subversive. Krieg ist immer noch Männersache, und Krieg ist Psychologie. (Steht in den Leitartikeln vorne in der Zeitung) Also: Wir räumen die Spülmaschine doch aus, aber zerdeppern ganz zufällig dabei zwei Untertassen aus dem Lieblingsservice der Schwiegermutter. Ah, was für ein Gefühl. Oder wir wickeln den kleinen, süßen Sohnemann, aber diesmal drehen wir die Pampers mit dem saugfähigen Teil nach hinten. Und dann gibt es jede Menge Apfelsaft zu trinken. Wie das ausläuft, eine Wonne. Oder, nein, noch besser: Wir gießen den grauenvollen Benjamini-Ficus und nehmen vorher den Unterteller unter dem Topf weg. Mann, das Wasser macht Flecken auf dem Parkett wie Bier. Männer wie wir. Aber dann müssten wir wahrscheinlich hinterher das Ganze aufwischen. Auch nicht schön am Weltmännertag.

"Wir müssen ein neues Bewusstsein schaffen", hat Schirmherr Gorbatschow gesagt beim ersten Weltmännertag vor einem Jahr. "Unsere Ziele sind inzwischen eine weltweite Bewegung geworden." Klingt ein bisschen wie Marx, Engels und die tränigen Kommunisten. Die sind längst gescheitert. Was ist von denen also zu lernen, wenn man sich gegen eine Frau durchsetzen soll? Aber wir kommen ab. Was tun, Himmel, bevor unser Tag ganz rum ist?

Jetzt haben wir's. In der Negation liegt die Kraft. Wahre Männlichkeit ist, auf alles Männliche zu verzichten. Freiwillig. Wir könnten den Zug anhalten, aber wir wollen im Moment nicht. Ha. Das wird die Damen in Angst und Schrecken versetzen, denn damit haben sie nicht gerechnet. Wir nehmen ein Schaumbad, duschen eine Stunde lang und warm. Wie sonst auch, o.k., aber diesmal rufen wir es laut durch die Badezimmertür. Wahrer Mann ist, wer darauf pfeift, wie einer zu wirken. Wir jammern über unseren Meniskus, wir keuchen und lassen den vollen Wasserkasten auf der ersten Treppe einfach fallen, anstatt oben nur still das Knie zu massieren. Dann sollen sie mal sehen, wie sie damit klarkommen. Diese Kästen sind wirklich irre schwer.

Oder, schlichter noch, aber wahrer, höher und ultimativ: Wir kaufen teure Blumen, einfach so. Ja, da wird eine Harke draus. What a day. Da können wir es uns getrost leisten, den Rest des Jahres klein beizugeben.
 

03.11.2001
www.welt.de/daten/2001/11/03/1103vm293056.htx