Schwarzwälder Bote
Dienstag, 20. Mai 2003
Wenn Väter nichts als nur die Kinderfotos haben
Nach der Trennung oft nur noch "Zahlmeister"
/ Manches Vorurteil beginnt zu kippen / Kampagne startet
Von Eva-Maria Huber
Villingen-Schwenningen. Die Männer
haben sich verändert, nur manche Weltanschauung nicht. Diese Erfahrung
machen viele Väter, vor allem, wenn der Traum vom Familienglück
geplatzt ist. Manche verbohrte Behördenmitarbeiter machen den Betroffenen
zudem das Leben schwer.
Um auf ihre Probleme und oftmals bitteren
Erfahrungen nach einer Scheidung aufmerksam zu machen, gehen die Männer
aus der Selbsthilfegruppe "Väteraufbruch" am Donnerstag, 5. Juni,
beim internationalen Brückentag auf die Straße (14 bis 17 Uhr,
Brigachbrücke beim Bahnhof Villingen). Eine Schranke soll symbolisch
für ihr größtes Anliegen stehen: Nach einer Trennung sehen
sich viele Väter allein gelassen vor einer fast unpassierbaren Barriere,
hinter der sich Mütter mit ihren Kindern verschanzen.
Zwar mieft es in manchen Amtsstuben noch
ganz gewaltig nach Diskriminierung. Wenn Männer vorstellig werden,
werde nicht eben selten ausschließlich die Frau wahrgenommen, berichtet
der Schwenninger Jürgen Griese, Mitinitiator der Selbsthilfegruppe,
die sich zweimal im Monat, jeweils montags, im Cafe Hildebrand trifft.
Um gerade auch die Mitarbeiter der oftmals eingeschalteten Jugendämter
die Probleme aus ihrer Sicht zu schildern, will man im Herbst die Einrichtungen
der Region abklappern.
Doch der Wind scheint sich zu Gunsten der
Väter zu drehen. Immer mehr Richter konzentrieren sich nicht mehr
allein auf die Interessen der Mutter, sondern nehmen auch die Belange der
Männer und der Kinder ernst. Vielleicht kennen sie auch jene wissenschaftliche
Untersuchungen, die aufzeigen, welch teils schwerwiegende Folgen es haben
kann, wenn Kinder "vaterlos" aufwachsen müssen (Neigung zu Gewalt,
Suizid).
Fast alle aus der Runde wissen um die schmerzliche
Erfahrung, wenn die Kind(er) nach einer Trennung aus ihrem Leben verschwinden
und sie nur noch als "Zahlväter" gebraucht werden. Unterhaltszahlungen
sind hier zwar kein Thema. Vielfach werde aber verzerrt berichtet. "Viele
können gar nicht mehr bezahlen", bemerkt Griese. Man muss nicht beim
"Väteraufbruch" engagiert sein, um zu wissen, dass einigen nach einer
Scheidung gerade mal 800 Euro monatlich bleiben. Ein Trost: Beim ersten
"Brückentag" im Vorjahr hat die Gruppe viel Positives erlebt. Gerade
von Frauen kamen aufmunternde Worte: "Endlich tut Ihr was".