Bericht von der Demo in Berlin


Eigentlich wollte ich nicht zur Demo nach Berlin fahren, wegen der langen Anreise. Aber die Kreuzigungs-Aktion von Mathieu Carrière wollte ich auf gar keinen Fall verpassen. Deshalb habe ich mich kurz entschlossen am Samstag morgens in den Zug gesetzt.

Mathieu Carrière war sehr gut vorbereitet. Zuerst kam der Doktor und hat ihm eine Spritze gegen Trombose gegeben. Dann hat er sich die Arme mit Klebeband ans Kreuz binden lassen. Das Kreuz war eine einfache Konstruktion aus Vierkanthölzern aus dem Baumarkt. Die Dornenkrone war aus hellrosa Rosen-Röschen geflochten. Kinder haben die Röschen hinterher ans Publikum verteilt.

Die Aktion beginnt mit der Aufstellung des Kreuzes und endet mit der Niederlegung des Kreuzes. Beim Aufstellen hatte Mathieu einen guten Halt an den Füßen. Dann hat er sich in voller Aktion ins Kreuz fallen lassen, was sehr dramatisch ausgesehen hat, begleitet von Blitzlichtgewitter aus dem Publikum. Dann seinen lauter Aufschrei zum Himmel: "Vater, Vater, warum hast du mich verlassen?". Das Ablegen des Kreuzes war etwas schwieriger, als das Aufstellen, weil Mathieu Carriere nicht mehr senkrecht vor dem Mittelpfosten gestanden ist. Nun gab es manchen Aufschrei aus dem Publikum. Aber auch das Ablegen des Kreuzes haben die römischen Soldaten sicher bewältigt.


Abends gab es auf dem VAFK-Treffen eine Diskussion mit einem Mitarbeiter der Evangelischen Kirche. Mathieu Carriére hat sich von Ingo Alberti vertreten lassen.


Ingo Alberti:
Mathieu Carriere ist Künstler und wollte mit der Aktion seine Gefühle ausdrücken.


Mitarbeiter der Evangelischen Kirche:
1. Gute Christen fühlen sich durch diese Aktion in ihren religiösen Gefühlen verletzt.
2. Jeder soll zuerst vor seiner eigenen Türe kehren.


meine Meinung:

1. Weder Staat noch Religion haben ein schlüssiges Konzept für die Familie nach Trennung oder Scheidung.

Nach Ansicht von Deepy betrifft dies besonders sogar den Hinduismus, weil die Scheidungsrate in Indien unter 3% liegt. Ein Inder überlegt sich vorher sehr genau, welche Frau er heiratet, denn das ist eine Entscheidung fürs Leben. Da muss das Herz stimmen. Hochzeiten laufen in Indien ganz anders ab als hier. Die Eltern weinen bei der Hochzeit, weil die Kinder aus dem Haus gehen. Im Zweifelsfall lieber nicht heiraten.

2. Das Bürgerliche Gesetzbuch ist kein Schicksal. Es wurde von Menschen gemacht und kann deshalb auch von Menschen geändert werden.


Ingesamt war es sehr schön, viele Väter wieder zu treffen und neue kennen zu lernen. Es waren auch ein paar Trennungsmütter dabei. Leider war die Zeit zu kurz, um mit allen zu reden.

Viele Grüße
Thomas