Demonstration für Väterrechte in Berlin am 17.06.2006


Zur jährlichen Demonstration in Berlin für die Rechte der Kinder auf beide Elternteile und die Gleichberechtigung der Väter hatte der Väteraufbruch für Kinder demo.vafk.de aufgerufen. Trotz Fußball-WM und verhangenem Himmel waren dem Aufruf etwa 250 Menschen gefolgt. Die Demonstrationsroute führte vom Alexanderplatz vorbei am Familienministerium über das Justizministerium zum Gendarmenmarkt, wo eine Abschlusskundgebung gehalten wurde.

Jürgen Freier von der Braunschweiger "Großelterninitiative pro Enkel" sprach zur Situation der Familien in Deutschland und beklagte die Umgangsvereitelung, die nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Großeltern träfe. Mit der Ausgrenzung der Großeltern werde dem Kind nicht nur ein wichtiger Teil seiner Familie genommen; vielmehr verkenne ein solches Vorgehen die Bedeutung und Möglichkeiten, die Großeltern als Ergänzung in der Erziehung oder auch als stabilisierender Faktor nach einer Scheidung haben könnten. Freier prangerte die missbräuchliche Verwendung des Begriffs "Kindswohl" in der deutschen Rechtsprechung an, wies darauf hin, dass ein Auseinanderbrechen der Beziehung nicht zu einer Aufkündigung der Beziehungsmöglichkeit führen dürfe, und forderte eine bundesweite Einführung des Cochemer Modells.

Ingrid Schumacher sprach zur Situation der Zweitfrauen und über die Problematik der auch nach einer Trennung durch die Kinder noch notwendigerweise fortbestehende Beziehung. Sie betonte die Solidarität der Zweitfrauen mit den Vätern und wies darauf hin, dass der Konflikt nicht entlang der Geschlechtergrenze verlaufe. Kindermangel, bzw. die Verweigerung der Vaterschaft von männlicher Seite resultiere auch aus den Folgen der politischen Situation und der rechtlichen Stellung der Väter, denen keine zweite Chance zugestanden werde..

Dietmar Nikolai Webel (Väteraufbruch Bundesvorstand) erinnerte an die historische Bedeutung des 17. Juni und sprach mit Bezug auf die Weltmeisterschaft von Deutschland als einem "Weltmeister im Aussterben". Er kritisierte eine einseitig auf die Bedürfnisse und Interessen von Frauen ausgerichtete Familienpolitik und bezeichnete Männer als deren Verlierer. Von Frauen gemachte Politik für Männer bedeute den Versuch, diese in permanente Abhängigkeit zu zwingen. Webel illustrierte dies mit den Beispielen des von der Entscheidung der Mutter abhängigen Status' der Vaterschaft oder dem Versuch der Justizministerin Zypries, Vaterschaftstests für Männer als strafbar zu erklären und von der Zustimmung der Mutter abhängig zu machen. Er forderte ein gemeinsames Sorgerecht von Geburt an und selbstbestimmte Vaterschaftstests. Weiter kritisierte er eine einseitige Rechtsprechung, in der der Zwang zur Erwerbsarbeit und zum Unterhalt der Familie als Privilegierung der Männer gelte, auf Grund derer sie im Scheidungsfalle jedoch benachteiligt würden.

Die zweifellos spektakulärste und von den Medien am meisten beachtete Aktion lieferte der Schauspieler Mathieu Carrière, der sich vor dem Justizministerium symbolisch ans Kreuz binden lies. Mit dem in dieser Beziehung mehrdeutigen Ruf "Vater, warum hast du mich verlassen?" brachte er das Gefühl der Demonstranten angesichts der Ausgrenzungspolitik gegenüber Vätern und dem Leiden der Kinder prägnant zum Ausdruck.