Ratgeber Familie: Aus Iserlohner Kreisanzeiger
7.12.2002
Psychische Probleme bei Scheidung der Eltern Jedes fünfte Kind ist nach der Trennung verhaltensgestört (ap) Scheiden tut weh - das gilt besonders für Kinder, die auf diese Weise plötzlich Vater oder Mutter verlieren. Häufig sind psychische Probleme oder körperliche Krankheiten die Folge der elterlichen Trennung. "Es gibt in Deutschland jährlich 180 000 Scheidungskinder, Tendenz steigend", sagt die Freiburger Psychologin Ursula Kodjoe. In Städten scheiterten mehr als 50 Prozent aller Ehen. Mehr als die Hälfte der Scheidungskinder verlören nach einem Jahr den Kontakt zu einem Elternteil. jedes fünfte Kind sei dadurch traumatisiert und entwickle Verhaltensstörungen. "Ein Kind braucht für eine normale Identitätsentwicklung beide, Mutter und Vater", betont der Würzburger Psychiater Wilfried von Boch-Galhau. Besonders schwierig für die kindliche Psyche werde es, wenn ein Elternteil das Kind gegen den außerhalb lebenden Ex-Partner aufhetze und den Umgang zwischen beiden behindere oder sogar verhindere. Häufige Folge: das so genannte Parental Alienation Syndrome (PAS) oder elterliche Entfremdungssyndrom. Einer US-Studie zufolge sind 80 Prozent aller Scheidungskinder von einem EItemteil entfremdet - meist vom Vater, da sie in der Regel nach einer Trennung bei der Mutter bleiben. "Ein Teil dieser Kinder leidet unter PAS", sagt Boch-Galhau. Die Kinder würden von dem betreuenden Elternteil so beeinflusst dass sie den außerhalb lebenden Elternteil ablehnten oder sogar hassten. "Die Kinder werden vielmehr von dem betreuenden Elternteil regelrecht umprogrammiert und manipuliert", sagt von Boch-Galhau Sie legten dann ein ähnliches Verhalten an den Tag wie Geiseln bei einem Geiselnehmer. Aus Angst solidarisierten sie sich beispielsweise mit ihrer Mutter und Übernähmen deren negative Sichtweise über den Ex-Partner und lehnten diesen radikal ab. Dabei könnten sie Fantasien entwickeln, in denen der Vater sich schlecht oder gewalttätig ihnen gegenüber verhalte. Ich hatte schon einen Fall, da hatte die Mutter die Kinder eingesperrt oder gedroht, sich umzubringen, wenn positiv vom Vater gesprochen wurde", sagt der Psychiater. Solch eine Situation halte kein Kind lange aus. |